Am vergangenen Montag, 9. September, verstarb Hans Michalski. Als Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) hatte er Dienstzuweisungen an verschiedene Gemeinden in Berlin. Seine letzte dienstliche Beauftragung hatte er als Superintendent für den Berliner Distrikt. Seit 2005 lebte er im Ruhestand. Jetzt verstarb er im Alter von 83 Jahren.
Neuer Lebensmittelpunkt in BerlinSeit seiner »Republikflucht«, so Hans Michalskis eigener Eintrag im Lebenslauf, war der Westen Berlins sein ständiger Lebensmittelpunkt. Ende September 1960 war er von Dresden nach West-Berlin gelangt, wo er seine weitere Lebensperspektive entfalten konnte. Geboren wurde er als fünftes von sechs Kindern im Dezember 1940 in Neutomischel (heute Nowy Tomyśl). Der gut hundert Kilometer östlich von Frankfurt an der Oder gelegene Ort gehörte damals zum Regierungsbezirk Posen im Deutschen Reich und liegt heute im Westen Polens. Nach dem Ende des Krieges gelangte die Familie auf der Flucht zunächst in die Nähe von Genthin nordöstlich von Magdeburg. Im Jahr 1951 erfolgte der Umzug nach Dresden. Dort schloss er die Schule mit dem Abitur ab. Nach einem Jahr in der »Sozialistischen Produktion« nahm er Anfang September 1960 in Leipzig das Studium zum Sportlehrer auf. Noch im selben Monat schrieb sich in seine Biografie eine weitere Flucht ein: Er machte sich von Leipzig auf den Weg nach West-Berlin, um dort noch einmal ganz neu anzufangen.
Prediger – eine andere Weise des LehrerseinsNach Anerkennung seines DDR-Abiturs nahm Michalski 1961 den Weg zum Lehramt wieder auf. Er studierte an der Universität in Frankfurt am Main die Fächer Latein, Religion und Sport. Bereits ein Jahr später bewarb er sich für den pastoralen Dienst in der damaligen Ostdeutschen Jährlichen Konferenz der Evangelischen Gemeinschaft. Von 1962 an studierte er am »Predigerseminar« in Reutlingen (heute Theologische Hochschule Reutlingen) und von 1963 bis 1968 an der Universität Tübingen Theologie.
Ab 1968 waren seine pastoralen Dienstzuweisungen ausschließlich in Berlin. Zunächst für die Immanuelgemeinde in Berlin-Wedding, die 1973 mit der Lindenkirche in Wittenau vereinigt wurde. Von 1974 an war er fünfzehn Jahre Pastor in der Ruferkirche in Berlin-Reinickendorf, danach von 1989 bis 1995 Pastor der Christuskirche in Berlin-Kreuzberg. Der letzte berufliche Abschnitt war die Berufung als Superintendent für den Distrikt Berlin. Dieser umfasste nach der politischen und kirchlichen Wiedervereinigung die Gemeinden im Nordosten Deutschlands – ein großflächig zu bereisendes Dienstgebiet. Zehn Jahre übte Michalski dieses Amt aus, bevor er 2005 in den Ruhestand ging.
Neben seinen Aufgaben im Gemeindedienst und als Superintendent engagierte sich Michalski auch in sozialdiakonischen Aufgaben der Kirche. So war er Vorsitzender des evangelisch-methodistischen Sozialwerks Berlin und mehrere Jahre Mitglied im Diakonischen Rat des Diakonischen Werkes Berlin. Außerdem war er Mitglied im Ökumenischen Rat Berlin sowie bis zu seinem Ruhestand mehrere Jahre auch Vorsitzender der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft der Freikirchen in Berlin. Die theologische Ausbildung in der Kirche begleitete er aktiv als Mitglied im Verwaltungsrat der Theologischen Hochschule Reutlingen. In seinem Ruhestand übernahm er während pastorenloser Zeiten viele Dienste in der EmK-Gemeinde Neubrandenburg. Dort wird er schmerzhaft fehlen.
Prädestinierter BrückenbauerZeitlebens ging Michalski ganz in seinem Dienst als Pastor auf. In seinen Gemeinden und auch in der Zeit als Superintendent kannte sein Einsatz kaum Grenzen. Ein besonderes Anliegen war ihm das Zusammenwachsen von Ost und West innerhalb der neu formierten Norddeutschen Jährlichen Konferenz (NJK), die aus Bereichen der EmK im vorigen Ost- und Westdeutschland zusammengeführt wurde. Ob es dabei um die Sanierung der Dienstwohnungen in den NJK-Gebieten aus der ehemaligen DDR ging oder um eine schnelle Angleichung der Gehälter. Der durch seinen Lebensweg in beiden Teilen Deutschlands erfahrene Pastor und Superintendent setzte sich dafür mit großer Beharrlichkeit ein. Die Erfahrung beider Welten machte ihn zu einem guten Brückenbauer.
»Hans Michalski war ein offener, fröhlicher und geselliger Mensch«, beschreibt Gabriel Straka, der jetzt für den Distrikt Berlin zuständige Superintendent, die Persönlichkeit des jetzt Verstorbenen. Mit ihm habe man nicht nur über Kirche und Theologie reden können, sondern auch über Sport, Politik und andere Alltagsthemen. Besonders hebt Straka Michalskis Verkündigung hervor, die geprägt war »von froher Glaubensgewissheit und zugleich sozialer Verantwortung«. Nur zeitlose Richtigkeiten zu predigen, sei nicht Michalskis Stil gewesen. »Er knüpfte stets an Aktuelles an und thematisierte, was die Menschen bewegte.«
Im Alter von 83 Jahren starb er am vergangenen Montag. Er hinterlässt seine Ehefrau sowie aus erster Ehe zwei erwachsene Kinder und fünf Enkel.
Mit einem Gottesdienst endete am gestrigen Sonntag, 18. August, die Methodistische Weltkonferenz 2024. Zusammen mit den Konferenzbesuchern fanden sich rund dreitausend Menschen ein, um diesen Gottesdienst im Messezentrum im schwedischen Göteborg zu feiern. In der langen Geschichte der Methodistischen Weltkonferenzen fand sie erstmalig auf dem europäischen Festland statt.
Nur mit Verbindungslinie zu Gott unterwegsWährend der Methodistischen Weltkonferenz mit dem Motto »On the Move« – deutsch: unterwegs – fand zeitgleich eine Konferenz der Unierten Kirche in Schweden im Messegelände Göteborgs statt. Der Gottesdienst am Sonntag war der gemeinsame Abschlussgottesdienst beider Konferenzen. Die Predigt im Abschlussgottesdienst hielt Lasse Svensson, der Bischo der Unierten Kirche in Schweden, die sich auch Ökumenekirche (schwedisch: »Equmeniakyrkan«) nennt und zu der auch Methodisten gehören.
Svensson bezog sich in seiner Predigt auf eine Passage im Philipperbrief (Kapitel 3, Verse 12-14). Dort spricht Paulus davon, das Vergangene und Zurückliegende zu »vergessen« und, so Paulus, »ich strecke mich aus nach dem, was da vorne ist«, dem er dann ohne zu zögern »nachjagen« will. Es sei leicht, so sagte der Bischof, biblische Passagen wie die aus dem Philipperbrief zu lesen. Es sei jedoch schwer, in der Kirche und den Gemeinden liebgewordene Traditionen aufzugeben. Wenn es darum gehe, Zurückliegendes zu »vergessen«, wie Paulus es sehr direkt formuliert habe, und sich auf neue Ziele auszurichten, dann gebe es Widerstände.
Mit einem Bild aus der Segelnavigation verdeutlichte Svensson die Aufgabe. Aus seiner eigenen Erfahrung als Freizeitsegler durch die Schären vor Göteborg wisse er, wie das Ziel navigierend erreicht werde. Es sei in der Regel nie direkt anzusteuern. »Aber«, so der segelnde Bischof, »es geht immer um die Verbindungslinie zum Ziel, die jeder Segler ständig im Blick hat«.
Die Tradition lehrt, den Blick nach vorne zu richtenDavon handle das Konferenzmotto: »Es geht in unserem Leben darum, die Verbindungslinie zum Ziel, zu Gott zu finden.« Das hätten frühere Generationen in den Gemeinden und Kirchen auch schon so gemacht. Daraus sei Gutes entstanden und daraus seien Traditionen geworden. Darauf dürfe dankbar zurückgeschaut werden. Allerdings sei es wichtig, sich davon nicht nach rückwärts binden zu lassen. Jede Generation habe die Aufgabe, sich von der Verbindungslinie zum Ziel »nach vorne« ausrichten zu lassen, auch wenn sich dadurch die Gemeinden und Kirchen veränderten. »Die Tradition lehrt uns, mit Gott unterwegs – on the move – zu sein und den Blick nach vorne zu richten«, so der Bischof. Dieses Motto habe die Menschen aus aller Welt nach Göteborg gebracht, und so gingen alle wieder auseinander. »Wir sind gemeinsam unterwegs – we are ›on the move‹.«
Sogar aus Nepal sind Methodisten dabeiDamit endete eine dreieinhalbtägige Konferenz, die wegen der Corona-Pandemie von mehrfacher Verschiebung betroffen war. Jetzt waren Menschen aus vielen Teilen der Welt nach Göteborg gekommen. Die Namensschilder nannten Herkunftsorte von der anderen Seite der Erde wie Australien, Neuseeland, Fidschi, Tonga oder Chile und Brasilien. Aus Singapur und der Schweiz, Deutschland und Dänemark, natürlich aus Schweden, den USA, Indien und vielen Ländern Afrikas waren Menschen da, die zu unterschiedlichsten Kirchen methodistischer und wesleyanischer Herkunft gehören. Sogar aus Nepal waren Methodisten angereist, und die Liste ließe sich noch fortsetzen.
Das Welttreffen des Methodismus wird vom Weltrat methodistischer Kirchen (World Methodist Council, WMC) organisiert und findet üblicherweise alle fünf Jahre statt. Es dient der internationalen Vernetzung, geistlichem Austausch, interkultureller Begegnung und der Beschäftigung mit Themen, die für die Gemeindearbeit hilfreich sind und die kirchliche Praxis in ihrer jeweiligen Umgebung weiterentwickeln helfen. In diesem Sinne bot das methodistische Welttreffen ein weites Angebot an Themen, Podiumsgesprächen, Vorträgen, Seminaren und Gottesdiensten.
Themen, die Kirche und Welt bewegenBeispielsweise ging es darum, wie in Kriegsgebieten Menschen begleitet werden können, die tiefe seelische Verletzungen in sich tragen. Das Thema Migration ist fast in allen Teilen der Welt drängend. Damit beschäftigten sich mehrere Veranstaltungen. Dabei ging es auch um die Frage, in welcher Weise sich Gemeinden in der Arbeit mit Flüchtlingen engagieren können. Aus dem Inselstaat Fidschi im Südpazifik berichtete ein Vortragsredner, wie der Klimawandel dort schon krisenhafte Auswirkungen hat. Dort müssen Menschen bereits ihre angestammten Wohngebiete auf Inseln verlassen, weil der steigende Meeresspiegel sie dazu zwingt.
Darüber hinaus ging es um die Weiterentwicklung von Bildungseinrichtungen und theologischen Ausbildungsstätten, die Aktualisierung wesleyanischen Liedguts für die Anwendung in Gottesdiensten des 21. Jahrhunderts. Interesse weckte auch die Auslegung biblischer Texte durch Personen aus unterschiedlichen Religionsgemeinschaften. Ein jüdischer Rabbi, eine muslimische Auslegerin und ein christlicher Theologe setzten so ihre Akzente zur Bedeutung des Pilgerns in der jeweiligen Religion.
In einer solchen Konferenz zeigt sich die Bedeutung einer weltweiten Kirchenfamilie. In ihrer Verbundenheit können die Menschen verschiedener methodistisch und wesleyanisch geprägter Kirchen Zeichen setzen und in ihre jeweilige Gemeinschaft hineinwirken. Dazu gehören die gemeinsam bewegten Fragen, wie Menschen in der Nachfolge Jesu Wege zum gerechten Frieden mitgestalten können.
Mit einem erweiterten Horizont, der nicht nur die Bedürfnisse von Menschen im eigenen Land berücksichtigt, kann daran mitgewirkt werden, wie Wirtschaftsformen und Lebensstile verändert werden können. Das ist dringend nötig, damit die Erde nicht weiter ausgebeutet wird und der Lebensstil in einigen Teilen der Welt das Leben in anderen Teilen der Welt nicht in Gefahr bringt. So eine Begegnung auf Weltebene trägt auch dazu bei, Verschiedenheit in theologischem Denken und Gestaltung kirchlichen Lebens wertzuschätzen. Es ist ein gemeinsames Lernen, was es bedeutet, eins in Christus zu sein.
Bischof Rückert »Unsere Probleme bekommen ein anderes Gewicht«»Besonders uns Menschen auf der Nordhalbkugel der Erde tut es gut, solche Begegnungen zu haben«, sagte Harald Rückert gegen Ende der Konferenz in Göteborg. »Es tut gut und fordert heraus, zu erleben, dass Menschen in anderen Teilen der Welt mit völlig anderen Lebenssituationen konfrontiert sind.« Dabei wies der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche darauf hin, »dass wir in solchen Begegnungen wahrnehmen können, dass unsere Probleme angesichts der existenzbedrohenden Lebensumstände von Menschen in anderen Teilen der Welt ein anderes Gewicht bekommen«. Beeindruckend sei es für ihn auch gewesen, wie für Methodisten rund um den Globus »tiefe Herzensfrömmigkeit und mutiges Handeln in den Bereichen von Gerechtigkeit, Frieden, Menschenwürde, Klima und Migration fraglos zusammengehören.«
Im Rahmen der im schwedischen Göteborg stattfindenden Methodistischen Weltkonferenz fand am gestrigen Donnerstag, 15. August, die Überreichung des Methodistischen Friedenspreises statt. Empfänger für die Jahre 2023 und 2024 sind Bischof Christian Alsted aus Dänemark und die Diakonisse Norma Dollaga von den Philippinen. Alsted erhielt den Preis als Anerkennung für seine Arbeit in der Ukraine, Dollaga für ihre Arbeit auf den Philippinen. Der jährlich vergebene Friedenspreis ist die höchste Auszeichnung, die im weltweiten Methodismus vergeben wird.
Zwei Musterbeispiele für EinsatzbereitschaftMut, Kreativität und Standhaftigkeit – im Englischen sind es jeweils mit dem gleichen Buchstaben C beginnende Wörter Courage, Creativeity, Consistence – sind die Kriterien, wenn Personen für den Empfang der höchsten Auszeichnung im weltweiten Methodismus vorgeschlagen werden. Alsted reiste mehrfach in die vom Krieg verwüstete Ukraine, um die Menschen und Verantwortlichen in den dortigen Gemeinden der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), zu ermutigen und sie die Verbundenheit mit der weltweiten Kirche spüren zu lassen. Auf der anderen Seite der Erde, auf den Philippinen, setzte sich Dollage für das Recht armer Menschen ein, nicht getötet zu werden. Beider Einsatz sei »ein Musterbeispiel dieser drei Tugenden«, sagte Bischof Ivan M. Abrahams bei der Preisübergabe. Der Generalsekretär des Weltrats methodistischer Kirchen wies darauf hin, dass Alsteds und Dollagas Engagement sogar so weit ging, dass sie beide ihr Leben für die Sache des Friedens riskiert hätten. Im Rahmen der Ehrung erhielten sie eine Goldmedaille, eine Urkunde sowie ein Preisgeld von tausend US-Dollar.
Bischof Christian AlstedNach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 übernahm Alsted die bischöfliche Aufsicht über die EmK-Gemeinden in der Ukraine und dem benachbarten Moldawien. Dem in Moskau ansässigen und für die Ukraine zuständigen Bischof Eduard Khegay war es nicht mehr möglich, diese Gemeinden zu betreuen. Seit Kriegsbeginn besuchte der bis dahin für Nordeuropa und das Baltikum zuständige Bischof die Ukraine mindestens sieben Mal. Außerdem trifft er sich bis heute jede Woche per Internetübertragung Videokonferenz mit den Verantwortlichen der Kirche in der Ukraine.
Abrahams würdigte Alsted beim Verlesen der Auszeichnung »für seinen Mut, Kirchen, Regierungen und Organisationen herauszufordern, den Menschen in der Ukraine zu helfen und die Menschen ohne Ansehen der Person in gleicher Weise zu behandeln«. In seiner Dankeserwiderung wies Alsted darauf hin, dass die Menschen in der Ukraine viel mehr als er selbst der Kriegsgefahr ausgesetzt seien. »Ich komme von Zeit zu Zeit zu Besuch und diene ihnen«, sagte er. »Aber danach reise ich nach Hause, wo Frieden ist, während die Ukrainer ihr tägliches Leben im Kriegsgeschehen weiterführen müssen.« Sie seien es, die im kriegsgebeutelten Land unter großer Gefahr einen Dienst für die Menschen tun, auf Christus hinweisen und Hoffnung verbreiten. »Ich habe tiefsten Respekt vor ihnen«, schloss Alsted seinen Dank.
Diakonisse Norma DollagaSeit Jahrzehnten ist Dollaga als Diakonisse eine Friedensaktivistin und setzt sich für Filipinos am Rande der Gesellschaft ein. Auf den Philippinen ist das Amt der Diakonisse für viele Frauen eine hervorragende Möglichkeit, der Kirche zu dienen. Dollaga ist seit langem eine Mentorin für Diakonissen und andere Christen. Dollaga animierte auch andere Diakonissen und ihre philippinischen Landsleute zu einer Reaktion als der vom damaligen Präsidenten Rodrigo Duterte 2016 ausgerufene Drogenkrieg, sich in einen Krieg gegen arme Drogenkonsumenten verwandelte. Viele Menschen kamen dabei ums Leben, ohne dass es Gerichtsurteile und rechtsstaatliche Maßnahmen gegeben hätte.
Dollaga war Mitbegründerin von »Rise Up for Life and for Rights« (Steh auf für das Leben und das Recht), einer ökumenischen Allianz zur Bekämpfung dieser außergerichtlichen Tötungen. Abrahams sagte, sie habe »die besondere Gabe, andere zu ermutigen, sich dem Kampf für Gerechtigkeit und Frieden anzuschließen, indem sie selbst im vordersten Gefahrenbereich arbeitete, um andere voranzubringen.«
»Wir können es uns nicht leisten, die Gerechtigkeit zu verlieren«, unterstrich Dollaga einmal mehr ihren Einsatz für die Entrechteten und lud dazu ein, in diesem Sinne gemeinsam »für Gerechtigkeit und Frieden zu kämpfen«.
Migration – ein weltweites ThemaIm Anschluss an die Preisverleihung leitete Rosemarie Wenner, die bis zu ihrem Ruhestand für Deutschland zuständige und jetzt im Ruhestand lebende EmK-Bischöfin eine Podiumsdiskussion zum Thema Migration. Mit Gästen aus der Ukraine, den Philippinen, aus Ghana und Chile erörterte sie deren Erfahrungen und Ansichten über die Ursachen von Migrations- und Fluchtbewegungen und wie Menschen dabei geholfen werden kann.
Die Sehnsucht der Wiedervereinigung teilenEin weiterer Höhepunkt des Tages war die am frühen Abend stattfindende »Korea Peace Night« im Zusammenhang mit dem jährlich am 15. August stattfindenden koreanischen Freiheitstag. Thema der Feier war der Wunsch nach Wiedervereinigung des seit 74 Jahren getrennten Volkes der Koreaner. Ziel und Wunsch dieser jährlich stattfindenden Gedenkfeiern ist, unter intensivem Gebet eine eine friedliche Entwicklung hin zu einer Vereinigung der getrennten koreanischen Nation zu fördern. Gut zweihundert Personen ließen sich in diesen Gebets- und Sehnsuchtsabend der koreanischen Christen und Gemeinden mit hineinnehmen, um das Anliegen aufzunehmen und mitzutragen.
Vom gestrigen Mittwoch bis kommenden Sonntag, 14. bis 18. August, treffen sich methodistische Christen aus aller Welt im schwedischen Göteborg. Laut Informationen aus der Leitungsebene sind etwa 1.200 Personen nach Schweden gereist, um an diesem Welttreffen teilzunehmen. »On the Move«, im Deutschen am ehesten mit »unterwegs« wiederzugeben, lautet das Motto dieser Methodistischen Weltkonferenz (World Methodist Conference).
Gott selbst ist unterwegs»Die Bibel ist voller Erzählungen, die vom Unterwegssein handeln«, sagte Audrey Warren in ihrer Predigt beim Gottesdienst zum Auftakt der Konferenz. Die leitende Pastorin einer Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in der Innenstadt von Miami im US-Bundesstaat Florida entfaltete das Konferenzthema auf vielfältige Weise. Ganz konsequent ziehe sich das Unterwegssein durch viele biblische Themen und Texte. Die Rednerin machte deutlich, dass »Gott selbst unterwegs ist, und dass er uns ständig dazu auffordert unterwegs zu sein«, im Deutschen hier vielleicht besser mit »beweglich bleiben« zu übersetzen.
So sei das Volk Israel, wie Warren vorrechnete, während der 40-jährigen Wüstenwanderung im Schnitt alle fünfzehn Monate weitergezogen. »Wir sind unterwegs, weil Gott uns zum Unterwegssein gemacht hat«, schlussfolgerte die Predigerin. In ihrer Predigt klangen dabei verschiedene Bedeutungen von »move« an, die im Gegensatz zum Englischen im Deutschen unterschiedlich übersetzt werden müssten. Neben der im Konferenzthema mit »unterwegs« wiedergegebenen Bedeutung kann stattdessen auch vom Umzug, vom Weiterziehen, von Veränderung, Neuausrichtung oder von Aufbruch und Umbruch die Rede sein.
Die Predigerin lud dazu ein, sich von Veränderung und neuen Herausforderungen nicht verunsichern zu lassen. Aufbruch oder Umbruch habe immer zwei Seiten. Zum einen sei das aufregend oder spannend. Andererseits könne es auch erschreckend sein oder Angst machen. Sie selbst, so erzählte die weitgereiste Rednerin, habe in ihrem Dienst als Pastorin, der sie durch verschiedene US-Bundesstaaten und sogar bis nach Südafrika führte, auch schon viele solcher Veränderungen und Neuanfänge erlebt und gestaltet.
Glaube braucht Bereitschaft zum AufbrechenIhr jüngstes und sehr herausforderndes Projekt sei der Verkauf zweier ehrwürdiger und traditionsreicher Kirchengebäude ihrer Gemeinde in Miami gewesen. Ziel war der Neubau eines Gemeindezentrums, um im Zentrum von Miami eine zeitgemäße Gemeindearbeit entwickeln zu können und den dortigen Menschen das Evangelium nahebringen zu können. Für die Gemeinde bedeutete das eine jahrelange Ausquartierung, bis das 49-stöckige Gebäude als neues Gemeindedomizil fertiggestellt war.
Trotz mancher amerikanischer Wirklichkeit, die sich nicht ohne weiteres in andere Situationen übertragen lässt, gelang es Warren, zum Auftakt der Methodistischen Weltkonferenz den Akzent zu setzen: Der biblische Glaube ist nur Glaube, wenn er sich ausdrücklich mit der Bereitschaft zum Aufbruch, zur Veränderung und zur Flexibilität verbindet. Ob Abraham, Mose, Ruth, oder gar die Jesus-Mutter Maria, Jesus selbst und auch der Apostel Paulus: alle waren sie unterwegs, auf der Flucht, mit Veränderung konfrontiert oder einfach bereit, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Das, so die mitreißende Rednerin, sei auch Aufgabe der aus aller Welt in Göteborg für ein paar Tage versammelten Methodisten.
Mitreißender Gottesdienst, vielfältiges ProgrammMitreißende zeitgenössische geistliche Musik einer Band im Zusammenspiel mit einem dynamischen Chor, sowie eher klassische Beiträge eines Chors aus Südkorea umrahmten den vielversprechenden Auftakt dieser Konferenz.
Bis zum Sonntag bietet das Programm neben täglich zwei Gottesdiensten Podien zu den Tagesthemen Migration, Pilgerschaft und Orientierendes Licht, Bibelarbeiten und Arbeitsgruppen. Im Rahmen der Konferenz findet kurzfristig am heutigen Donnerstag auch die Verleihung des Friedenspreises des Methodistischen Weltrats an Bischof Christian Alsted und Diakonisse Norma Dollaga statt.
Das Welttreffen des Methodismus wird vom Weltrat methodistischer Kirchen (World Methodist Council, WMC) üblicherweise alle fünf Jahre organisiert und findet erstmals in Kontinentaleuropa statt. Die schwedischen Veranstalter werden dabei von Personen und Gemeinden der Evangelisch-methodistischen Kirche aus den Nachbarländern Norwegen und Dänemark unterstützt.
Weiterführende Links
On the Move – The World Methodist Conference 2024: worldmethodistconference.com (Englisch)
Das Angebot zur Rehabilitation im Gesundheitspark Hohenfreudenstadt in Freudenstadt soll deutlich ausgebaut werden. Dafür soll auch der 2019 fertiggestellte Neubau des Hotels Teuchelwald genutzt werden. Der dortige Hotelbetrieb wird zum Ende des Jahres eingestellt.
Ausbau der Rehabilitation bietet ChancenIn einer Pressemeldung teilt das in Nürnberg ansässige Diakoniewerk Martha-Maria mit, dass der Rehabilitationsbereich im Gesundheitspark Hohenfreudenstadt erweitert werden soll. Sowohl der Gesundheitspark als auch das auf dem gleichen Gelände befindliche Hotel Teuchelwald stehen als Tochterunternehmen unter der Trägerschaft des evangelisch-methodistischen Diakoniewerks. In der sich jetzt anbahnenden Erweiterung und Umnutzung verbinden sich zwei Tendenzen zu einer Lösung. Der Bedarf im Bereich der Rehabilitation nimmt zu. Die Hotelbranche steht weiterhin unter starkem wirtschaftlichem Druck.
Deshalb sieht der Aufsichtsrat des Martha-Maria- Tochterunternehmens gute Chancen, in den kommenden Jahren die Fachbereiche Orthopädie und Psychosomatik auszubauen und mehr Patienten behandeln zu können. »Voraussetzung dafür ist die Zustimmung der Krankenkassen zur Erweiterung der Bettenzahl und die Zulassung der Deutschen Rentenversicherung«, erklärt Hans-Martin Niethammer, der Direktor des Diakoniewerks Martha-Maria. Sollten diese vorliegen, könne schon Anfang nächsten Jahres der 2019 errichtete Gebäudeteil, der bisher als Hotel genutzt wurde, für Reha-Patienten angeboten werden. Damit stünden umgehend 24 Betten in hochwertigen Zimmern für die Patientenunterbringung zur Verfügung.
Hotelbetrieb wird eingestelltVerbunden mit diesen positiven Aussichten sei allerdings die Tatsache, dass das Hotel Teuchelwald sein Angebot reduzieren werde und den Betrieb als Hotel und christliche Begegnungsstätte zum Jahresende ganz einstellen müsse, erklärte Niethammer. »Damit geht eine mehr als hundertjährige Geschichte als Begegnungsstätte und kirchliches Ferienhotel ihrem Ende entgegen.« Ab Oktober werde das Hotel noch als Garni-Hotel weitergeführt. Für Gästegruppen bleibe die Vollverpflegung sichergestellt.
Trotz hoher Investitionen Wirtschaftlichkeit nicht erreichtDas Hotel war 1921 durch die Bischöfliche Methodistenkirche erworben worden und ging 2006 in die alleinige Trägerschaft des Diakoniewerks Martha-Maria über. Trotz hoher Investitionen in Gebäude und Personal konnte leider in den letzten Jahren die notwendige Wirtschaftlichkeit nicht erreicht werden. »Nach der Corona-Pandemie haben sich die Gästezahlen nicht wie erhofft erholt«, erklärte Walter Beuerle, der Geschäftsführer des Gesundheitsparks. »Die aktuelle gesamtwirtschaftliche und die branchenspezifische Situation im Hotel- und Gaststättengewerbe mit fehlendem Personal führten zu einer Verschärfung der Problematik.
So habe sich das Diakoniewerk zur Beendigung des Hotelbetriebs unter seiner Trägerschaft gezwungen gesehen. Der überwiegende Anteil der Mitarbeiterschaft könne im erweiterten Klinikbetrieb übernommen werden. Außerdem, so der Direktor des Diakoniewerks, würden Personen umfassend bei der Suche nach neuen beruflichen Perspektiven unterstützt und bestmöglich begleitet. Ein Nachnutzungskonzept für den historischen Hotelaltbau werde erstellt.
Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine im Landkreis Görlitz sind seit Ende Juli Welterbe der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO, vom englischen United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization). Das in Ostsachsen, im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien gelegene Herrnhut ist nun eine transnationale Welterbestätte zusammen mit dem bereits 2015 aufgenommenen dänischen Christiansfeld, dem im US-Bundesstaat Pennsylvania gelegenen Bethlehem und dem nordirischen Gracehill. Deutschland hat damit 53 Welterbestätten.
»Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine stehen für den kulturellen und geistigen Austausch über Ländergrenzen und Kontinente hinweg«, sagte Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. »Sie sind in Vielfalt vereint und damit ein Sinnbild für die Welterbe-Idee.«
»Für Methodisten ist das ein Anlass, sich mitzufreuen«, sagte Harald Rückert, der die Bekanntgabe des Welterbetitels kurz vor seinem Urlaub noch mitverfolgte. In diesem Zusammenhang wies der Bischof darauf hin, »wie viel wir als methodistische Bewegung den ›Herrnhutern‹ zu verdanken haben«. So habe der Initiator der methodistischen Erweckungsbewegung, John Wesley, wesentliche Impulse aus Begegnungen mit Herrnhuter Christen empfangen. Nicht zuletzt hatte Wesley auf einer Deutschlandreise im Jahr 1738 mit Stationen in Frankfurt am Main, Marienborn und Herrnhut auch den Ursprungsort der Herrnhuter Brüdergemeine und auch deren adligen Beschützer Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf kennengelernt.
Die ostsächsische Kleinstadt Herrnhut ist der Gründungsort der 1722 entstandenen evangelischen Freikirche und Ausgangspunkt für die ersten Ansätze einer Siedlungsweise, die sich als Prototyp erwies und von der Gemeinschaft weltweit an dreißig Orten in ähnlicher Weise umgesetzt wurde. Gegründet wurde der Ort Herrnhut von Glaubensflüchtlingen aus dem tschechischen Mähren, die vor der römisch-katholischen Gegenreformation nach Sachsen geflüchtet waren. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) bot ihnen Asyl und die Möglichkeit, sich auf seinem Landbesitz anzusiedeln.
Ein Ort des Friedens und der Versöhnung im Heiligen Land ist bedroht. Seit Jahrzehnten kämpft Familie Nassar um den Erhalt ihrer Farm bei Bethlehem. Thomas Kemper, der Autor dieses Artikels, war bis August 2020 Generalsekretärs des internationalen Missions- und Hilfswerks der Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) und kennt den Ort und die Familie aus persönlichen Begegnungen. Er berichtet, warum die internationale Gemeinschaft jetzt gefordert ist, sich für den Erhalt dieses Zeichens des Friedens einzusetzen.
»Wir weigern uns Feinde zu sein«Ein Besuch, anders als alle anderen zuvor. Die Farm der Familie Nassar bei Bethlehem im Westjordanland, bekannt als »Tent of Nations«, auf Deutsch »Ein Zelt für die Völker«, ist kein unbekannter Ort für mich. Es ist eine aktive Farm, gesäumt von Olivenhainen und Nutztieren, und zugleich ein Friedensprojekt in Palästina.
Die Familie Nassar erwarb dieses Land 1916, registriert bei den damaligen osmanischen Herrschern. Schon damals als ein Zeugnis christlicher Präsenz in diesem Teil der Welt und Einsatz für Frieden unter den Völkern und unter den Religionen. »Wir weigern uns Feinde zu sein« ist der Grundsatz, der sich auf einem Stein am Eingang findet.
Nach dem Tod ihres Vaters übernahmen die Brüder Daoud und Daher 1976 die Farm. Im Jahr 1991 erklärte man die Farm zum Staatsland unter Verwaltung der israelischen Besatzung. Seitdem kämpft die Familie um ihren Platz. Der oberste Gerichtshof Israels erlaubte 2006 eine Neuregistrierung des Landes. Doch bis heute, nach über dreißig Jahren gerichtlicher Auseinandersetzungen ist dies noch nicht geschehen. Behörden und Gerichte verzögern den Prozess immer wieder. Auch die zuletzt angesetzten Anhörungen im vergangenen Dezember und im zurückliegenden Juli sagte die Zivilverwaltung erneut ab. Derweil rücken die illegalen Siedlungen immer näher an die Farm heran. Sie sind zu hochentwickelten Städten mit vollständiger urbaner Infrastruktur geworden.
Bulldozer schaffen FaktenBei meinem letzten Besuch waren nur die beiden Brüder da. Keine internationalen Freiwilligen, keine anderen Familienmitglieder, keine Farmarbeiter. Eine ungewohnte Stille hüllte den Ort ein bis der Lärm von Baumaschinen die Ruhe durchbrach. Bulldozer bauten eine neue Straße nur wenige Meter entfernt von einem Baum, den Bischof Ivan Abrahams und Pastor Jong Chun Park als Generalsekretär und Präsident des Weltrats methodistischer Kirchen zusammen mit Bischof Harald Rückert gepflanzt hatten.
Die Familie Nassar erhielt 2017 den Friedenspreis des Weltrats für ihren Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in Palästina. Im Zusammenhang mit der Preisübergabe war der Baum gepflanzt worden, an dem vorbei nun die Straße gebaut wird, die das Land der Familie wohl durchschneiden wird. Bei unserem Besuch hörten wir Bombenexplosionen aus dem nur etwa vierzig Kilometer entfernten Gazastreifen. Daoud bat ausdrücklich um internationale Unterstützung, insbesondere von der methodistischen Gemeinschaft, um die Farm zu erhalten.
»Wir brauchen eure Unterstützung!«Die Familie erlebt Einschüchterung und Belästigung. Der Zugang zu ihrem eigenen Land wird immer wieder erschwert. Große Steinblöcke blockieren den Zugangsweg. Nur über Umwege ist die Farm erreichbar. Farmland wurde zerstört, Tiere gestohlen und die Brüder physisch angegriffen. Die Siedler agieren immer ungehemmter, geschützt von der Armee. »Wir brauchen jetzt eure Unterstützung. Wendet euch an eure Regierungen «, sagt Daoud. »Die Registrierung muss endlich erfolgen. Die Belästigung durch Siedler und Soldaten muss aufhören.«
Es wäre tragisch, wenn dieses Symbol der Versöhnung und des Friedens im Heiligen Land gerade jetzt zerstört würde. Das Massaker der Hamas am 7. Oktober hat die Welt im Heiligen Land dramatisch verändert. Gewalt und Zerrissenheit prägen das Leben in Israel und Palästina mehr denn je. Orte wie das »Tent of Nations«-Projekt, wo Menschen sich weigern Feinde zu sein, sind daher umso wichtiger.
Dieser Artikel ist dem zweiwöchentlich erscheinenden EmK-Magazin »Unterwegs« der Evangelisch-methodistischen Kirche – Nummer 9/2024 vom 5. Mai 2024 – entnommen und um aktuelle Informationen ergänzt.
»Ich bereue, dass ich nicht schon früher die Vorlesungen von Jörg Barthel besucht habe«, sagte ein Zuhörer nach der Abschiedsveranstaltung am Mittwoch letzter Woche in der Reutlinger Kreuzkirche. Die Aussage weist auf die Strahlkraft hin, die von dem nun ab Oktober emeritierten Professor ausging. »Von Gott reden – aber wie? Einsichten aus dem Alten Testament« war der Titel der letzten Vorlesung, mit der sich Jörg Barthel aus seiner Tätigkeit als Professor für Altes Testament verabschiedete. Gut hundert Personen und viele weitere bei der angebotenen Internetübertragung folgten der Einladung, den langjährigen Lehrer und Erklärer alttestamentlicher Theologie noch einmal zu hören.
Überzeugt vom Konzept der THRIm Jahr 1997 übernahm Jörg Barthel den Lehrstuhl für Altes Testament an der Theologischen Hochschule Reutlingen (THR) der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Zwei Jahre zuvor war er mit einer Dissertation über den Propheten Jesaja zum Doktor der Theologie promoviert worden. Statt der Fortführung einer wissenschaftlichen Karriere an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen wechselte Barthel an die THR, weil ihn »das Konzept einer spirituell orientierten ›Theologie für die Praxis‹ und das geschwisterliche Miteinander« überzeugt habe. Außerdem habe ihn die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der THR »fasziniert«, was seinen Neigungen entgegenkam.
Lehrer der Theologie mit weitem WissenshorizontIn seiner gesamten Zeit der Lehrtätigkeit setzte Barthel diesen Ansatz in ganzer Breite um: Neben Einführungs- und Theologievorlesungen hielt er zahlreiche Vorlesungsreihen zur Auslegung des Alten Testaments und themenorientierte Seminare. Dazu kamen Veranstaltungen zur Biblischen Theologie und zur als Hermeneutik bezeichneten Lehre über die Auslegung der Bibel. Nicht selten fügte Barthel, der für seine weiten Interessen und seinen großen Wissenshorizont bekannt ist, spontane Erklärpassagen aus dieser Welt des Wissens ein. So konnte er die Gedankenwelt des Philosophen Martin Heidegger (1889-1976) in fünf Minuten zusammenfassen oder die Schwerpunkte der neueren Paulusauslegung in wenigen Sätzen auf den Punkt bringen.
Darüber hinaus verband der in Kassel geborene Alttestamentler seine Themen mit aktuellen Fragestellungen und der Wirklichkeit von Kirche und Gesellschaft. Seine Lehrveranstaltungen waren somit nicht nur informativ, sondern praxisbezogen und für den pastoralen Dienst in der Gemeinde relevant. Humorvoll und den Menschen zugewandt überbrückte der heute 66-Jährige die häufig empfundene Distanz aus dem »Elfenbeinturm der Lehre« in die praktischen Begegnungen an der Hochschule und in den Gemeinden. Im Alltag an der Hochschule hatte er für Fragen immer ein offenes Ohr und mindestens eine Tasse Kaffee Zeit für Begegnungen.
Fünf Redeweisen von GottSeine Abschiedsvorlesung nutzte Barthel für eine kurze Darbietung der Theologie des Alten Testaments. Im Anschluss an den französischen Philosophen Paul Ricœur (1913-2005) unterschied er in seinem Vortrag fünf Redeweisen der hebräischen Bibel. Zuerst die »Erzählung«, die als Rede über das Handeln Gottes in der Geschichte bei den Menschen, zunächst beim Volk Gottes, ein Selbstverständnis und damit Identität erzeugt. Als nächste Redeweise ist von der »Tora«, den fünf Büchern Mose, die Rede. Darin offenbart sich Gottes Wegweisung für das Leben. Drittens beschreibt »Prophetie« eine Redeweise, in der leidenschaftlich Gottes Eingreifen sowie seine Anteilnahme und sein Mitleiden zum Ausdruck kommen.
Mit der »Weisheit« und dann den »Psalmen« beschrieb Barthel zwei weitere Redeweisen, die im Alten Testament vorkommen. In der weisheitlichen Rede verbinden sich Sachverstand, Erfahrung und Lebenskunst und die Erschließung der Welt in ihrer Rätselhaftigkeit bis hin zur wissenschaftlichen Deutung. Schließlich bieten die Psalmen als direkte Rede zu Gott – und nicht mehr nur über Gott – einen unmittelbaren Zugang zu Gott, in die Lehre von Gott mit Gebet und Lobpreis miteinander verschmelzen.
Theopoesie am Strand des LebensAngeregt von dieser fünften Redeweise und von poetischen Gedanken Rainer Maria Rilkes (1875-1926) schloss Barthel seinen Vortrag mit dem Hinweis darauf, dass alle Rede von Gott immer vom Schweigen und alles Wissen von der Wolke des Nichtwissens umgeben ist. Oder wie Barthel es bildhaft formulierte: »Von Gott zu reden gleicht einem Gang am Strand des Meeres: Unsere Worte hinterlassen flüchtige Spuren im Sand, aber sie können das Meer in seiner unendlichen Weite nicht erfassen. Sie können bestenfalls darauf hinführen und hinweisen. Sie werden mehr Theopoesie als Theologie sein.«
Klarheit, Selbstbewusstsein und Offenheit für NeuesWenige Stunden vor der Abschiedsvorlesung saß Jörg Barthel mit einigen Studierenden im Garten zur letzten Seminareinheit. Als er gefragt wurde, was er ihnen mit auf den Weg geben wolle, nannte er drei Dinge: Erstens die Liebe zu den biblischen Texten, zweitens den spirituellen Gehalt dieser Texte und drittens die Kunst, seinen eigenen Standpunkt selbstbewusst zu vertreten und sich gleichzeitig in Offenheit auf Neues einzulassen. Während er diese Leitgedanken auf den Punkt brachte, spielten zwei Jungs im Garten Fußball. Immer wieder rief Jörg Barthel ihre Namen und scherzte mit ihnen. Diese Szene beschreibt den scheidenden Professor: Ein Gelehrter, der den geistigen Mount Everest bestiegen hat und gleichzeitig im Tal bei den Menschen wohnt und verwurzelt ist.
Dazu passt auch eines von Barthels Vorhaben für den Ruhestand: ein allgemeinverständliches Buch unter dem Titel »Hundert Fragen an das Alte Testament, die ich schon immer stellen wollte«. Eines ist sicher: Dieses Buch wird auch außerhalb des Lehrbetriebs einer Hochschule eine wissbegierige Leserschaft finden.
In Nachfolge für den in den in den Ruhestand verabschiedeten Jörg Barthel übernimmt ab Oktober dieses Jahres Kathrin Liess den Lehrstuhl für Altes Testament. Ihre Berufung gab die Reutlinger Hochschule im Dezember vergangenen Jahres bekannt.
Der Bethanien-Campus im erzgebirgischen Scheibenberg mit Seniorenresidenz, Pflegeheim und Mutter-Kind-Wohnen nimmt weiter Gestalt an. Die Ende 2022 begonnenen Bauarbeiten liegen im Plan und werden in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres zum Abschluss kommen. Die Seniorenresidenz wird Anfang September eröffnet. Die Eröffnung für das Mutter-Kind-Wohnen ist für den Oktober geplant. Das Pflegeheim geht Anfang November in Betrieb.
Acht Jahre Planung, zwei Jahre BauzeitDie in Frankfurt am Main ansässige Bethanien-Diakonissen-Stiftung hatte das Grundstück an der Silberstraße in Scheibenberg vor zehn Jahren von der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) erworben. Das an diesem Standort zuvor betriebene kirchliche Freizeitheim konnte nicht mehr weitergeführt werden. Die Kirche hatte mit dem Verkauf an die Bethanien-Diakonissen-Stiftung die Hoffnung, dass der für die Kirche traditionsreiche Ort in Scheibenberg weiterhin eine diakonische Nutzung erfährt. Bevor im Jahr 2022 die Bagger anrollten, war für Beteiligte und Interessierte acht Jahre Geduld nötig. Inzwischen zeigt sich, dass in den Campus bald Leben einziehen wird.
Generationenübergreifende AngeboteDer Gebäudekomplex umfasst drei diakonische Angebote. Die Bethanien-Seniorenresidenz Silberstraße mit 24 barrierefreien Wohneinheiten bietet Senioren ein altersgerechtes Zuhause mit so viel Hilfestellung wie nötig und so viel Selbstbestimmung wie möglich. Sie leben in ihren vier Wänden und entscheiden täglich neu, welche der in Reichweite liegenden Angebote sie in Anspruch nehmen.
Außerdem entsteht das Agaplesion-Bethanien-Pflegeheim mit 72 Pflegeplätzen in sechs Wohngruppen. Neben einer neuen Heimat für Pflegebedürftige bietet das Pflegeheim vielen Menschen der Region einen Arbeitsplatz. »Bei uns laufen gerade viele Bewerbungen ein – sowohl im Blick auf Arbeitsplätze in Scheibenberg als auch im Blick auf die Wohnungen in der Residenz und ansatzweise Plätze im Pflegeheim«, beschreibt Christian Voller-Morgenstern die aktuelle Phase. Der theologische Vorstand der Stiftung wünscht sich »in den Reihen der EmK ein Bewusstsein für den anstehenden neuen Anfang in Scheibenberg«.
Generationenübergreifend entstehen des Weiteren zwei Wohngemeinschaften für insgesamt bis zu acht Mütter, die von einer Abhängigkeitserkrankung betroffen sind. Auf dem Weg in ein suchtmittelfreies Leben finden sie mit ihren Kindern eine betreute Umgebung auf Zeit.
Die Bethanien-Suchtkrankenhilfe »KOMMT …« wird ebenfalls ihren Sitz auf dem Bethanien-Campus beziehen. Für Bewohner, Gäste und Angehörig, Mitarbeiter sowie Nachbarn aus dem 2.000-Einwohner-Ort gibt es mit dem Andachtsraum und einer Cafeteria ein Angebot für eine geistliche und soziale Mitte. Nach der schrittweisen Inbetriebnahme der einzelnen Angebotsbereiche zwischen September und November dieses Jahres ist eine große Eröffnungsfeier für das Frühjahr 2025 geplant.
Passend zum JubiläumsjahrDie Bethanien-Diakonissen-Stiftung investiert für den Scheibenberger Campus über zwanzig Millionen Euro. Laut einer Pressemitteilung der Stiftung hätten die Zins-Entwicklung und die steigenden Preise im Baugewerbe dagegengesprochen, das Projekt überhaupt zu beginnen. Jedoch stehe für die Bethanien-Diakonissen-Stiftung nicht die Erwartung einer Rendite im Vordergrund, sondern der Einsatz der Erträge des Stiftungsvermögens, um Menschen zu helfen. »Für die Bethanien Diakonissen-Stiftung ist es eine besondere Freude, den Bethanien-Campus im Jubiläumsjahr zu eröffnen«, heißt es zum Schluss der Pressemeldung mit Bezug auf die Ende Mai begangene 150-Jahr-Feier der Bethanien-Diakonie.
Markus Jung wird der neue Direktor und Vorstandsvorsitzende des in Nürnberg ansässigen Diakoniewerks Martha-Maria. Der Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) tritt sein neues Amt im Herbst kommenden Jahres an. Sehr frühzeitig stellte das Diakoniewerk damit die Weichen für die Nachfolge von Hans-Martin Niethammer. Der promovierte Theologe und EmK-Pastor geht im Sommer nächsten Jahres in den Ruhestand.
Mit einem klaren Votum hat der Verwaltungsrat den 60-jährigen Jung in dieses Amt berufen. Dies geschah in enger Abstimmung mit Harald Rückert, dem für Deutschland zuständigen Bischof der EmK. Rückert wird Jungs Dienstzuweisung für das Diakoniewerk im nächsten Jahr aussprechen. »Wir sind dankbar, dass wir mit Markus Jung eine Person mit viel Leitungserfahrung für die Aufgabe in der Diakonie gewinnen konnten«, freut sich Gottfried Liese, der Vorsitzende des Verwaltungsrats.
»Ich freue mich auf die Tätigkeit im Diakoniewerk«, sagte der künftige Direktor und Vorstandsvorsitzende nach seiner Wahl. »Die Arbeit mit und für Menschen ist mir wichtig und wird mein Leiten prägen. Gerne bringe ich meine Kreativität und meine Ideen in die diakonische Arbeit ein.« Neben seinen Aufgaben als Superintendent will Jung das kommende Jahr dazu nutzen, um sich noch stärker in die Themen der Diakonie einzuarbeiten.
Markus Jung ist derzeit noch als Superintendent für den Nürnberger Distrikt der Süddeutschen Konferenz der EmK zuständig und lebt in Nürnberg. Nach seinem Studium der Theologie am Theologischen Seminar der EmK in Reutlingen (heute Theologischen Hochschule Reutlingen) war er bereits in den 90er-Jahren im Raum Nürnberg als Pastor tätig. Es folgte eine elfjährige Dienstzeit im Bereich der kirchlichen Jugendarbeit. Nach weiteren acht Jahren in der Gemeindearbeit wurde er in das Leitungsamt des Superintendenten berufen.
Er wirkte in zahlreichen internationalen kirchlichen Gremien mit. Seit 2020 ist er Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern. Das Diakoniewerk kennt er durch seine Mitgliedschaft im Verwaltungsrat und in den Aufsichtsräten der Tochtergesellschaften, die er seit neun Jahren innehat. Markus Jung ist verheiratet mit Denise Courbain, die als Pastorin der EmK ebenfalls beim Diakoniewerk Martha-Maria tätig ist. Gemeinsam haben sie vier Kinder.
Martin Metzger ist in Süddeutschland für die Bezirke Freiburg und Lahr der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) zuständig. Letzten Herbst hatte er die Idee »alle Orte, an denen Menschen aus ›meinen‹ Bezirken wohnen, mit dem Fahrrad abzufahren«. Mitte Mai dieses Jahres setzte er die Idee in die Tat um.
Die Idee des Pastors fand in den Gemeinden der beiden Bezirke Anklang. In der Planung standen schlussendlich fünf Tagestouren entlang des Westhangs des Schwarzwalds. Der Einladung zum Mitradeln folgten Personen der Gemeinde, sodass »ich selten alleine in die Pedale treten musste«, schreibt Metzger in seinem Beitrag für die Juni-Ausgabe des Gemeindebriefs. Der Auftakt zu zweit war am Gemeindezentrum in Lahr und führte nach Süden bis Mahlberg-Orschweier. Dort stattete Metzger mit seinem Begleiter dem Ruhestandskollegen Helmut Kraft und dessen Frau einen Besuch ab. »Dann ging es wieder nach Norden und die Ortsnamen reihten sich wie Perlen an der Schnur«, beschreibt Metzger bildhaft seine Gemeindetour. »Überall wurden wir freudig begrüßt – und auch verpflegt.«
Erste Übernachtungsstation war nach 55 Kilometern. Sogar seinen ortskundigen Gemeindegliedern erspart der radelnde Pastor die Aufzählung aller besuchten Orte und Familien. Zusammenfassend lässt er »Zahlen sprechen«: Die Tour ging über 344 Kilometer, 1.350 Höhenmeter, vier Übernachtungen, 32 besuchte Orte. »55 Menschen bin ich auf ganz unterschiedliche Weise persönlich begegnet – von den zufälligen Begegnungen mit Passanten auf der Straße ganz zu schweigen«, resümiert der Pastor die unterschiedlichen Begegnungen. Zwölfmal packte er seine radgepäckgemäße Kleingitarre Ukulele aus, um miteinander zu singen. »Die Straßenmusik auf dem Freiburger Münsterplatz am Freitagmorgen war ein absolutes Highlight«, schreibt er, sodass Freude und Begeisterung sogar zwischen den Zeilen zu spüren sind.
Teil der Tour waren drei Gottesdienste inklusive des Himmelfahrtsgottesdienstes. In den beiden Gemeindegottesdiensten am Samstagabend in Freiburg und am Sonntagmorgen in Lahr hatte Metzger sein Fahrrad mit dabei, und die Tourerlebnisse bestimmten den Inhalt der Predigten.
»Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass diese Tour so gut gelaufen ist, ich viele Menschen aus meinen beiden Gemeinden treffen konnte, das Wetter mehr als gut war und weder Unfall noch Pannen uns aufhielten«, fasst Metzger seine fünftägige Tour zusammen. Kleiner Nebeneffekt dieser Tour waren Spenden für die Aktion der EmK-Weltmission »Kinder helfen Kindern«. Ein weiterer Nebeneffekt könnte sein, dass die Veröffentlichung dazu anregt, ähnliche Aktionen mit so einer gemeindeverbindenden Atmosphäre an anderen Orten durchzuführen.
Weiterführende Links
Internetauftritt der Gemeinde Freiburg
Internetauftrtt der Gemeinde Lahr