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Aktualisiert: vor 2 Stunden 59 Minuten

Im Geist der Hoffnung voranschreiten

Mi., 04/24/2024 - 08:23

Die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) ist eröffnet. Ein farbenfroher Gottesdienst mit interkulturellen Akzenten, einer fulminanten Predigt und abschließender Abendmahlsfeier bildete den Auftakt für die Tagung des weltweit höchsten EmK-Kirchenparlaments. Bis zum 3. Mai versammeln sich Delegierte aus allen Teilen der Welt in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina, um den Weg der Evangelisch-methodistischen Kirche weiter zu gestalten.

Der Feuerschutz verschiebt den Höhepunkt

Höhepunkt am ersten Konferenztag war der Eröffnungsgottesdienst, der mit deutlicher Verzögerung begann. Manche unkten schon, dass nach der jetzt um vier Jahre verschobenen Generalkonferenz auch der Gottesdienst verschoben werden müsse. Der später nachgereichte Grund sorgte für Lacher: Die Inspektion durch den Feuerschutz hatte kurz vor Gottesdienstbeginn zu wenige Feuerlöscher und Rauchmelder sowie eine unzureichende Notausgangsbeschilderung moniert. Für allgemeine Erheiterung sorgte die Ergänzung des vorsitzenden Bischofs: »Die Übersetzer haben jetzt die sichersten Plätze: In jeder Übersetzerkabine ist nämlich ein Rauchmelder installiert.«

Nach diesem verzögerten Beginn erklang im Anfangsteil des Gottesdienstes das mächtige »Nummer-Eins-Lied« des weltweiten Methodismus: »Mein Mund besinge tausendfach den Ruhm des Herrn der Welt.« Dieses Lied, ein bunter Musikreigen, das Gebet eines Pastors, der selbst einem Stamm der amerikanischen Ureinwohner angehört, sowie eine Abendmahlsfeier mit Tauferinnerung bildeten den Rahmen für einen bewegenden Gottesdienst zum Konferenzauftakt.

Eine Predigt zum Luftanhalten und Aufstehen

Darin eingebettet war die fulminante und wegweisende Predigt des aktuellen Präsidenten des Bischofsrats. Thomas Bickerton, Bischof für die Jährliche Konferenz New York, forderte die Delegierten massiv heraus. Er rief ihnen zu: »Wenn ihr nicht hier seid, um die EmK voranzubringen, seid ihr hier vielleicht falsch.« Manche Passagen waren zum Luftanhalten, weil sie schmerzhaft konkret waren. Andere Passagen führten zu unterstützendem Klatschen. Delegierte erhoben sich zeitweise von ihren Plätzen zur Bestätigung des Gesagten.

Bickerton stellte sich in seiner Predigt der Situation, in der sich die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche momentan befindet. In den Vereinigten Staaten hat die Kirche rund 25 Prozent ihrer Gemeinden und Kirchenglieder verloren. Er selbst berichtete von seinem Besuch der Jährlichen Konferenz Texas, bei der die Hälfte der Gemeinden ihre Trennung von der EmK erklärten. Die tiefe Betroffenheit darüber war Bickerton abzuspüren. Im gleichen Atemzug wandte er sich eindringlich an die Delegierten. Nach dem Weggang eines beträchtlichen Teils von Gemeinden und Menschen gehe es jetzt darum, die Kirche für die Zukunft zu stärken. Deshalb stellte er den Delegierten die gewagte Frage: »Wollt ihr wirklich in diesem Raum sein?« Wer nicht hier sei, um die Kirche voranzubringen, sei vielleicht am falschen Ort.

Einfühlsam, unnachgiebig, zuversichtlich

Sehr direkt wies Bickerton den Vorwurf biblischer Untreue in die Schranken: »Sagt uns nicht, wir glauben nicht an die Bibel, nicht an die Auferstehung, nicht an die Kraft des Heiligen Geistes!« Dabei hatte er unmissverständlich diejenigen im Blick, die die Kirche verlassen werden, bei der Generalkonferenz aber noch einmal anwesend sind, um genau solche Vorwürfe aufzufrischen. Jetzt, so der mutig vorangehende Bischofsratsvorsitzende, gehe es darum, »im Geist der Hoffnung voranzuschreiten«.

Gerade jetzt brauche die Kirche Menschen, die den Auftrag der Erneuerung annehmen und sich »für die Wiederbelebung der Evangelisch-methodistischen Kirche engagieren und eine Kultur leben, die von Mitgefühl, Mut und Kameradschaft geprägt ist«. Die Evangelisch-methodistische Kirche sei inzwischen eine andere als noch vor vier Jahren. »Der Staub hat sich ein wenig gelegt«, sagte Bickerton, »und wir können sehen, dass es eine Zukunft mit Hoffnung und Möglichkeiten gibt.«

Mit großer Einfühlsamkeit, unnachgiebiger Strenge und zuversichtlichem Glauben ermutigte der Bischofsratsvorsitzende die Delegierten dazu, die jetzt anstehenden Schritte zu gehen und Entscheidungen für die Zukunft der Kirche zu treffen. Eine vollmächtige, wegweisende Predigt zum Auftakt der Generalkonferenz. Die Frage ist: Werden die Delegierten ihrem Hirten folgen? Die kommenden zehn Tage werden es zeigen.

 

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Sich neu darauf besinnen, wozu Methodisten da sind

Di., 04/23/2024 - 09:28

Die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) beginnt heute, am 23. April. Der Eröffnungsgottesdienst findet um 14 Uhr Ortszeit statt und kann in Deutschland um 20 Uhr im Livestream verfolgt werden. Nach mehrfacher, pandemiebedingter Verschiebung tagt das weltweit höchste Kirchenparlament der EmK bis zum 3. Mai in Charlotte im Bundesstaat North Carolina an der Ostküste der Vereinigten Staaten.

Die Chance, Dinge neu zu machen

Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof, hofft auf eine konstruktive Tagung, bei der es möglich ist, »über sehr großen und schwierigen Themen in einer guten und konstruktiven Weise miteinander ins Gespräch kommen (zu) können«. Besonders erwähnt er in diesem Zusammenhang »die Fragen der Trennung«, die nach der außerordentlichen Generalkonferenz 2019 aufgekommen waren. Rückert wünscht sich, dass unterschiedliche Wege »mit Respekt und friedvoll« zugelassen werden können.

Er sieht die bevorstehenden Herausforderungen als Chance, »Dinge neu zu machen« und einen neuen Weg einzuschlagen. Vor der Konferenztagung verspürte er in vielen Begegnungen die Bereitschaft, »sich neu darauf zu besinnen, wozu wir denn da sind als Methodisten und wie wir noch besser die Liebe Gottes mit unserer Umgebung teilen können«.

Regional und global – wie eine internationale Kirche Einheit leben kann

Nach der Eröffnung der Tagung arbeiten die Delegierten bis Samstag vorwiegend in Ausschüssen, um Beschlussvorlagen vorzubereiten.

Ab Montag werden die Delegierten im Plenum tagen, um die eingebrachten Beschlussvorlagen zu diskutieren und darüber abzustimmen. Dabei geht es um teilweise weitreichende Veränderungen. Die Kirche soll sich unter dem Stichwort »Regionalisierung« bewusst als internationale und gleichberechtigte Kirche weiterentwickeln. Zum Beispiel soll der Teil der Kirche in den USA eine eigene Region bilden, ähnlich wie es die Zentralkonferenzen außerhalb der USA schon lange sind. Dadurch würden die Inhalte der Generalkonferenz von vielen Vorgängen befreit, die nur die Kirche und Gemeinden in den USA betreffen.

Besonders erwartet wird die erneute Diskussion über die Abläufe zur Trennung und Loslösung von Gemeinden und Konferenzen, die die Evangelisch-methodistische Kirche verlassen wollen. In den USA haben bereits etwa fünfundzwanzig Prozent der Gemeinden und Kirchenglieder diesen Schritt vollzogen. In vielen Gebieten außerhalb der Vereinigten Staaten wird die Entscheidung zum Bleiben oder Gehen von den Beratungen der jetzigen Generalkonferenz abhängen.

Sich gegenseitig Freiheiten einräumen

Bischof Rückert betont in seinem Video-Gruß zum Auftakt der Generalkonferenz, dass das Evangelium »unterschiedliche Ausdrucksformen und Sprachweisen« brauche für die »unterschiedlichen Gegenden unserer Welt«. Die Generalkonferenz müsse dazu beitragen, »uns diese gegenseitigen Freiheiten einzuräumen, die es braucht, um wirklich als missionarische Kirche unterwegs zu sein«. Dabei sei es wichtig, »das Gemeinsame festzuhalten, das uns verbindet und ausmacht«. Rückert sieht die Evangelisch-methodistische Kirche dabei »auf einem guten Weg« und betet dafür, »dass wir die Chancen, die sich darin bieten als Kirche gemeinsam nützen können«.

 

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Methodistischer Friedenspreis vergeben

Sa., 04/13/2024 - 09:24

Christian Alsted, Bischof für die Regionen Nordeuropa und Baltikum der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) erhält den Friedenspreis des Weltrats methodistischer Kirchen des Jahres 2023. Preisträgerin 2024 ist  Norma Dollaga, die für ihr Engagement auf den Philippinen im Einsatz für die Rechte armer und ausgegrenzter Menschen geehrt wird. Sie ist evangelisch-methodistische Diakonin oder Diakonisse. Das englische Wort »deaconess« lässt beide Übersetzungen zu.

Sichtbarer Ausdruck christlicher Verbundenheit

Alsted wird für sein Engagement in der Ukraine geehrt, wo er vor zwei Jahren die bischöfliche Aufsicht für die Evangelisch-methodistische Kirche übernahm. Zuvor war Eduard Khegay von Moskau aus als Bischof für die Ukraine zuständig, konnte diese Aufgabe aufgrund des russischen Angriffskriegs aber nicht mehr wahrnehmen. Seitdem gehört die Provisorische Jährliche Konferenz Ukraine und Moldau zum Bischofssprengel Nordeuropa und Baltikum und somit zum Verantwortungsbereich von Bischof Alsted.

Mehrfach besuchte Alsted das kriegsgebeutelte Land und wurde für die dortigen Methodisten zum sichtbaren Ausdruck christlicher Verbundenheit. »Er wandte sich den Menschen zu, traf die innerhalb des Landes Vertriebenen und hörte ihnen zu und unterstützte sie mit seelsorgerlicher Begleitung«, heißt es in der Begründung für die Ehrung. Das sei keine »einmalige emotionale Demonstration« gewesen, »sondern ein konkreter Aufbau der Kirche, eine Förderung ihres Dienstes für die Gesellschaft sowie eine Stärkung der Geistlichen und der Laien«.

Vorausschauendes Handeln

Dabei stellte Alsted internationale Verbindungen und Partnerschaften her und entwickelte zusammen mit den Verantwortlichen des ukrainischen Teils der EmK die Konzeption eines methodistischen Zentrums. Während des Krieges werden dort die Binnenvertriebenen mit humanitärer Hilfe sowie mit psychologischer Unterstützung bei posttraumatischen Belastungsstörungen unterstützt. Darüber hinaus hat er bereits erste Strukturen für ein mögliches EmK-Engagement in der Ukraine für die Zeit nach Ende des Krieges entwickelt. Dazu fördert er konsequent die Ausbildung von Personen, die in leitenden Positionen den Aufbau und Wiederaufbau der Kirche voranbringen können.

»Durch seine aktive Präsenz und sogar wöchentlich per Internetübertragung durchgeführte Treffen mit den Verantwortlichen in der Ukraine wurde die Kirche gestärkt und ermutigt, ihren Dienst fortzusetzen und denjenigen zu helfen, die körperlich, materiell und emotional verletzt wurden«, heißt es in der Begründung für die Preisverleihung.

Ein wahrer Hirte

Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der EmK freut sich über die Ehrung seines nordeuropäischen Kollegen. In einem persönlichen Gruß hob er Alsteds »außergewöhnlichen Dienst bei der Aufnahme und Betreuung traumatisierter und vertriebener Menschen in der Ukraine« hervor. Auch »unter schwierigen und gefährlichen Umständen« habe der vom dänischen Kopenhagen aus agierende Kollege die Menschen und Gemeinden in der Ukraine besucht. »Du hast sie ermutigt und unterstützt und bist ihnen als wahrer Hirte zur Seite gestanden«, sprach Rückert seinem Kollegen die Anerkennung für dessen Einsatz zu. Alsteds Berichte und Bitten um Gebet hätten dabei »nicht nur den Menschen in der Ukraine gegolten, sondern auch den Menschen in Russland und allen, die von diesem schrecklichen Krieg betroffen sind«.

»Heldenhaftes Werk für den Herrn«

Zeitgleich mit Alsteds Ehrung wurde die Preisträgerin für 2024 bekanntgegeben: die evangelisch-methodistische Diakonin Norma Dollaga. Sie setzt sich auf den Philippinen für die Rechte armer und ausgegrenzter Menschen ein. Besonders engagierte sie sich während des sogenannten »Drogenkriegs« unter der Regierung von Rodrigo Duterte. In dieser Zeit wurden zahlreiche arme Menschen außergerichtlich wegen angeblichem Drogenhandel oder Rauschgiftkonsum getötet. Dollaga und andere mutige Persönlichkeiten traten öffentlich als entschiedene Verfechter für das Recht der Armen ein, nicht getötet zu werden.

Sie organisierte Gebetswachen und Gedenkgottesdienste für die Opfer der Gewalt. Den Angehörigen der Getöteten bot sie unauffällig seelsorgerische Unterstützung an. Darüber hinaus motivierte und befähigte sie viele andere, »sich dem Kampf für Gerechtigkeit und Frieden anzuschließen«.

Der ehemalige Bischof der Region Manila, Ciriaco Q. Francisco, hatte die jetzt Geehrte als mögliche Preisträgerin vorgeschlagen. Er bezeichnete ihren Dienst für die Ausgegrenzten als »heldenhaftes Werk für den Herrn«.

Über Jahrzehnte hinweg habe sie »Mut, Kreativität und Beständigkeit« bewiesen, was sie als wahre Jüngerin Jesu Christi auszeichne. Dollaga verkörpere Mitgefühl und Widerstandskraft in ihrem Einsatz für wahren Frieden auf den Philippinen.

Generalkonferenz vor großen Entscheidungen

Di., 04/02/2024 - 09:41

Vom 23. April bis 3. Mai tagt die Generalkonferenz in Charlotte, im Süden des US-Bundesstaates North Carolina. Nach coronabedingt mehrfacher Verschiebung kann das weltweit höchste Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) endlich seine Beratungen abhalten. Die erfolgte Verschiebung führt zu einer erklärungsbedürftigen Zählweise: Die kommende Tagung zählt als »verschobene Generalkonferenz 2020« und wird daher als »Generalkonferenz 2020« bezeichnet und trägt nicht die Jahreszahl 2024.

Weltweite Kirche mit internationalem Entscheidungsgremium

Zu dieser Generalkonferenz treffen sich insgesamt 862 stimmberechtigte Delegierte. Je zur Hälfte Laiendelegierte und pastorale Delegierte von vier Kontinenten. Davon kommen 482 (rund 56 Prozent) aus den Vereinigten Staaten, 278 (32 Prozent) aus Afrika, 52 (sechs Prozent) von den Philippinen sowie 40 (nicht ganz fünf Prozent) aus Europa und der zugehörigen eurasischen Region. Weitere zehn Delegierte werden von Kirchen entsandt, die in engen Verbindungen mit der Evangelisch-methodistischen Kirche stehen.

Während der Tagung werden viele Entscheidungen getroffen, wie sie für jede große und internationale Organisation üblich sind. Dazu gehören die Verabschiedung eines Haushaltsplans für die nächsten vier Jahre und die Festlegung der Budgets für die verschiedenen weltweiten Arbeitsbereiche der Kirche. Außerdem werden Mitglieder für Gremien und Kommissionen gewählt, die im kommenden Jahrviert unter paritätischen und internationalen Gesichtspunkten die Geschicke der Kirche in den konkreten Arbeitsfeldern gestalten.

Drei Themen stehen in der Mitte der Aufmerksamkeit

Inhaltlich finden drei Themen weite Beachtung: Unter dem Begriff »weltweite Regionalisierung« geht es um die stärkere Betonung der Regionen der internationalen Kirche. Außerdem liegt eine Neufassung der Sozialen Grundsätze vor. Das dritte Thema ist der Trennungsprozess der Kirche, der in den USA und für die Regionen außerhalb der Vereinigten Staaten in unterschiedlichen Geschwindigkeiten verläuft.

Bildung gleichberechtigter Regionen

Unter dem Stichwort »weltweite Regionalisierung« geht es schon viele Jahre um eine Organisation der Kirche, die das Prädikat »weltweit« zu Recht trägt. Bisher ist die Kirche in vielen Belangen eher US-zentriert mit internationaler Ergänzung. Der »Ständige Ausschuss für Belange der Zentralkonferenzen« (Standing Committee on Central Conference Matters) legt der Generalkonferenz dazu ein Antragspaket vor. Ziel ist, die verschiedenen Weltregionen der Kirche gleichberechtigt zu organisieren. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem »Connectional Table«, einer Art Runder Tisch, der viele, meist international arbeitende Einrichtungen der Kirche vernetzt. Mit der gemeinsamen Vorlage durch zwei wichtige Gremien verbindet sich die Hoffnung höherer Akzeptanz für die Beschlussfassung durch die Delegierten der Generalkonferenz.

Gemäß dem Vorschlag würde sich die Kirche weltweit in acht Regionen organisieren: drei Regionen in Afrika, drei Regionen in Europa und Eurasien, eine Region auf den Philippinen sowie eine weitere Region in den Vereinigten Staaten. Jede Region hätte die gleichen Befugnisse, um die gemeinsame Ordnung der Kirche dem eigenen missionarischen Kontext anzupassen. Besonders für den US-amerikanischen Teil der Kirche ist dieser Vorschlag herausfordernd, weil damit eine Eingliederung in die Gestalt der weltweiten Kirche erfolgt und die Vorrangstellung des US-Teils der Kirche beschnitten wird. Gleichzeitig, und das ist ein durchaus verlockendes Angebot, erhielte die US-Region die gleichen Rechte und Anpassungsmöglichkeiten der Ordnung, die ihr bisher nicht zustanden.

Weil der Antrag zur Regionalisierung in die bisherige Verfassung der Kirche eingreift, ist für eine Beschlussfassung mindestens eine Zweidrittelmehrheit nötig. Außerdem erforderlich ist im Nachgang zur Generalkonferenz die Ratifizierung dieses Beschlusses. Dafür ist mindestens eine Zweidrittelmehrheit aller Stimmen aller Jährlichen Konferenzen der EmK weltweit nötig.

Neufassung der Sozialen Grundsätze

Mehr als acht Jahre überarbeitete eine Arbeitsgruppe die Sozialen Grundsätze der Evangelisch-methodistischen Kirche. Der Auftrag erfolgte bereits bei der Generalkonferenz im Jahr 2012 auf gemeinsamen Antrag der drei europäischen Zentralkonferenzen. Erklärtes Ziel war, eines der grundlegenden Dokumente der Evangelisch-methodistischen Kirche »global relevanter, theologisch fundierter und prägnanter« (more globally relevant, theologically founded and succinct) zu machen. Der Start sollte gleichsam »auf einem weißen Blatt Papier« erfolgen. Für die Neufassung wurden von der Arbeitsgruppe über viertausend Rückmeldungen aus allen Teilen der weltweiten Kirche berücksichtigt.

Ausgangspunkt für die Neufassung war eine den Sozialen Grundsätzen innewohnende Schwierigkeit: Die Grundsätze sollten weltweit in völlig unterschiedlichen Lebenswelten und gesellschaftlichen Wirklichkeiten anwendbar sein. Dass dies nicht wirklich gelingt, trat nicht nur in den Aussagen zur Homosexualität zutage. Auch bei vielen anderen Themen wie Polygamie, Landwirtschaft oder Umgang mit Suchtmitteln waren die verschiedenen Lebenswelten erkennbar unterschiedlich. Die vorliegende Neufassung soll daher eine Basis zentraler Aussagen bieten, mit der für die jeweiligen Lebenswelten praktische Schlussfolgerungen getroffen werden können. Mit der Revision soll ebenfalls die bisherige Orientierung an der US-amerikanischen Gesetzgebung und der starke Blickwinkel aus der US-amerikanischen Gesellschaft überwunden werden.

Hoffnung auf respektvollen Trennungsprozess

Bei der Generalkonferenztagung 1972 wurden die Sozialen Grundsätze beschlossen. Während der Plenardebatte über die Akzeptanz homosexueller Menschen erhielt die entsprechende Textstelle einen Zusatz, dass Homosexualität mit der christlichen Lehre unvereinbar sei. Seit damals tobt ein erbitterter Streit über den Platz für homosexuelle Menschen oder für die heute so bezeichnete LGBTQ-Gemeinschaft (die englische Abkürzung steht für lesbisch, schwul, bi- und transsexuell sowie queer) in der EmK.

Die Auseinandersetzungen gipfelten in der außerordentlichen Generalkonferenz von 2019. Dort wurden die bis dahin geltenden Regelungen gegen praktizierte Homosexualität verschärft und sogar noch mit harten Strafen belegt. Seither kam die Kirche nicht mehr zur Ruhe. Der damals ausgelöste Trennungsprozess führte in den USA bis heute zu einem Verlust von rund einem Viertel an Gemeinden und Kirchengliedern inklusive des damit verbundenen Rückgangs finanzieller Mittel für die Gesamtkirche.

Für die Gebiete außerhalb der Vereinigten Staaten sind die Auswirkungen noch nicht klar ersichtlich. Die Hoffnung ist, dass viele dieser Gebiete die mit der Regionalisierung verbundenen Freiheiten als Chance zum Verbleib in der Kirche ansehen. Wo die Trennung trotzdem angestrebt wird, verbindet sich damit die Hoffnung auf faire und respektvoll gestaltete Prozesse. »Erst wenn die Trennung abgeschlossen ist, sind wir als Evangelisch-methodistische Kirche frei für die Zukunft«, sagt der für Deutschland zuständige Bischof Harald Rückert.

Dabei verweist Rückert in großer Dankbarkeit auch auf die wegweisende Entscheidung für die Zentralkonferenz Deutschland im November 2022. Trotz unterschiedlicher Überzeugungen wurde dort beschlossen, dass sich der deutsche Teil der Kirche für die uneingeschränkte Integration homosexueller Menschen in die Kirche öffnet. Gleichzeitig bestätigte die Zentralkonferenz, dass Menschen mit traditioneller Haltung und Überzeugung in der Kirche weiterhin ihre Heimat haben. Ob der Generalkonferenz erste Schritte gelingen können, die Ordnung der Kirche von diskriminierender Sprache und von harten Strafen zu befreien, ist noch nicht abzusehen.

Mit gutem Willen den Weg in die Zukunft gestalten

Die Vorlagen für die genannten Themenfelder sollen dazu verhelfen, die EmK in ruhigeres Fahrwasser zu führen. Trotz logischer und zielführender Ansätze werden zu diesen Fragen heftige Diskussionen erwartet. Auch wenn die Themen der Regionalisierung und der Neufassung der Sozialen Grundsätze nicht in erster Linie mit sexualethischen Fragen zu tun haben, wird befürchtet, dass viele Voten genau diese Verbindung herstellen wollen.

Zwar hat sich mit der Globalen methodistischen Kirchen (Global Methodist Church) bereits eine traditionalistisch ausgerichtete, neue methodistische Denomination gebildet. Trotzdem sind noch Delegierte bei der Generalkonferenz, die im Begriff sind, die Kirche zu verlassen und dennoch die Diskussionen über die Zukunft der Evangelisch-methodistischen Kirche noch ein letztes Mal in ihrem Sinn zu beeinflussen.

Wohin der Weg der Evangelisch-methodistischen Kirche führt, ist momentan noch nicht ausgemacht. Die Hoffnung ist, dass ein Weg des respektvollen Miteinanders in die Zukunft gestaltet werden kann. Trotzdem bleibt zum jetzigen Zeitpunkt die drängende und im Gebet zu begleitende Frage: Quo vadis, EmK? – Wohin gehst du, EmK?

 

Weiterführende Links

Internetpräsenz der Generalkonferenz der EmK
Leitfaden zur Generalkonferenz  (Englisch, PDF)
Die Tagungsunterlagen der Generalkonferenz »Advance Daily Christian Advocate«  können in den Konferenzsprachen Englisch, Französisch, Portugiesisch und Kiswahili heruntergeladen werden.

Langer Atem für weite Wege

Sa., 03/30/2024 - 05:59

Im Kirchenmagazin »Unterwegs« der Evangelisch-methodistischen Kirche wendet sich Bischof Harald Rückert an die evangelisch-methodistischen Gemeinden in Deutschland. In seinem österlichen Impuls spricht er von Karfreitag und Ostern als »die entscheidenden Momente, die die Welt verändert haben«.

Den Anlass, diese österliche Botschaft hervorzuheben, sieht der für Deutschland zuständige Bischof in der vielerorts zu beobachtenden Atemlosigkeit. Davon seien auch christliche Gemeinden und ihre Mitglieder nicht ausgenommen. »Überall, wo ich zurzeit hinkomme, erlebe ich viel Verunsicherung«, ist Rückerts Wahrnehmung. Die Verlockung rascher Lösungen oder die Suche nach einfachen Antworten führten zu den bekannten Mustern: »rechts oder links, schwarz oder weiß, dafür oder dagegen, für mich oder gegen mich.« Dazwischen gebe es nichts.

Christen fühlten sich herausgefordert, Stellung zu beziehen und sich in der Gesellschaft einzubringen. Sie hätten durchaus »zu vielen aktuellen Themen etwas beizutragen«, bestätigt Rückert. Doch über vielen Aufgaben und der Notwendigkeit, sich für eine »zutiefst menschliche Gesellschaft« einzubringen gehe »manchen von uns« der Atem darüber aus. Deshalb sei Atemlosigkeit auch unter Christen ein Zeichen der Zeit.

Deshalb sei es umso wichtiger, innezuhalten und sich »bei unserem Reden und Handeln immer wieder auf das [zu] besinnen, was uns letztlich trägt«. Gerade weil es so viel gebe, das den Atem nimmt, »brauchen wir Zeiten und Orte der Begegnung mit Gott, Zeiten der Stille und des Gebets, Zeit zur bewussten Besinnung auf das, was uns trägt: Gottes Nähe«. Bei Gott sei es möglich aufzuatmen. »Hier gewinnen wir den langen Atem für weite Wege«, sagt Rückert und lädt damit ein, die entscheidenden Momente der weltverändernden Botschaft von Karfreitag und Ostern in Anspruch zu nehmen. Dann weiche die Atemlosigkeit dem »langen Atem für weite Wege«.

 

Weiterführende Links

Das Bischofswort zum Osterfest im Kirchenmagazin »Unterwegs« vom 24. März 2024 (PDF)

Evangelische Medienarbeit mit neuer Führung

So., 03/24/2024 - 11:25

Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) hat eine neue Leitung. Am 11. März wurde der Führungswechsel im Rahmen eines Festgottesdienstes im nördlich von Frankfurt am Main gelegenen Bad Homburg vollzogen. Jörg Bollmann, der bisherige Direktor des von Frankfurt am Main aus agierenden Werkes, wechselt in den Ruhestand. Ihm folgen als neue Doppelspitze Ariadne Klingbeil und Stefanie Schardien.

Umtriebiger Medienmacher

Bollmann war 22 Jahre lang Direktor des deutschlandweit agierenden evangelischen Medienhauses. Der heute 66-Jährige habe »als einer der führenden Köpfe die evangelische Publizistik in Deutschland mitgestaltet und mitgeprägt«, erklärte der GEP-Aufsichtsratsvorsitzende Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, im Rahmen des Amtswechsels.

Bollmann ist studierter Soziologe. Er stieg nach verschiedenen journalistischen Stationen bis zum Nachrichtenchef beim NDR-Hörfunk und dann zum Wellenchef von NDR 2 auf. Seit 2002 war Bollmann Geschäftsführer und dann Direktor des GEP. In seiner Zeit wurde die vom GEP verantwortete Medienarbeit weiter ausgebaut, auch mit der Eingliederung verschiedener Medien- und Verlagsbereiche, die ursprünglich in der Verantwortung einzelner evangelischer Landeskirchen lagen.

Hinzu kamen auch die Verantwortung für »Das Wort zum Sonntag« und für die Fernsehgottesdienste im ZDF. Mit der Installation des zentralen Internetauftritts »evangelisch.de« entwickelte sich das GEP unter Bollmanns Leitung zu einem Kompetenzzentrum für die bundesweite Medien- und Publizistikarbeit evangelischer Kirchen in Deutschland.

Medienhaus als Schrittmacher und Wegbereiter

Mit Bollmanns Nachfolgerinnen wird die umfangreiche Arbeit neu justiert. Ariadne Klingbeil verantwortet bereits seit Januar die kaufmännische Geschäftsleitung. Stefanie Schardien ist die theologische Geschäftsführerin. Klingbeil kündigte an, das GEP werde sich noch digitaler ausrichten: »Im Licht der digitalen Transformation erhebt unser Medienhaus den Anspruch, nicht nur Schrittmacher, sondern Wegbereiter zu sein«, erklärte die 51-Jährige nach Angaben des GEP.

Die 48-jährige Schardien betonte: »Die Relevanz evangelischer Perspektiven in die gegenwärtige Medienlandschaft einzutragen, wird eine zunehmend wichtigere Aufgabe.« Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, und der hessen-nassauische Kirchenpräsident, Volker Jung, führten Klingbeil und Schardien in ihre Ämter ein.

Einen »protestantischen Korridor« beschreiben

Do., 03/21/2024 - 13:37

Ende Februar lag die Theologische Hochschule Reutlingen (THR) kurzzeitig im Zentrum der evangelischen Welt in Europa. Dort tagte nämlich der sogenannte Rat der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) zur Vorbereitung der Ende August im rumänischen Sibiu tagenden Vollversammlung dieser Kirchengemeinschaft.

Verantwortung für Europa als Friedensprojekt

Während der Tagung verabschiedeten die Ratsmitglieder eine Erklärung zur Anfang Juni stattfindenden Europawahl. In dem Dokument wird zu verantwortlichem Umgang mit den Wahlen aufgerufen. Der in Europa zunehmende Populismus sowie die Polarisierung in den Gesellschaften »beunruhigt uns zutiefst« heißt es in der Erklärung. Außerdem sei es nötig, sich über die Wahlen hinaus gegen alle Formen von Extremismus, Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus einzusetzen. Das sei auch ein kirchlicher Auftrag für das gesellschaftliche Zusammenleben in Europa: »Wir wollen weiterhin Verantwortung für Europa als Friedensprojekt übernehmen und es aktiv durch unsere Tätigkeiten und Initiativen zu gestalten helfen.«

Kirchengemeinschaft tragfähig weiterentwickeln

Darüber hinaus hatte der Rat drei wichtige Studientexte zur Endredaktion vorliegen, um diese der Ende August tagenden Vollversammlung zur Beschlussfassung zu unterbreiten. In den drei Dokumenten geht es um die Themen »Geschlecht, Sexualität, Ehe« sowie um die »christliche Rede von Gott« und die »Praxis und Theologie des Abendmahls«. Von den Mitgliedern des Rates werden diese Dokumente als »wegweisend« beschrieben.

Hintergrund für diese Dokumente sind ethische und theologische Unterschiede, die in der Gestaltung der Kirchengemeinschaft zu Schwierigkeiten führen. In der Form als Studientexte laden die jetzt vorbereiteten Dokumente innerhalb der Kirchengemeinschaft erstmalig zu umfassender Diskussion und Aussprache ein. Ausdrücklich, so heißt es aus dem Rat, gehe es dabei nicht um dogmatische Festlegungen, vielmehr solle ein »protestantischer Korridor« beschrieben werden. Damit solle auch bei kontroversen Themen eine Möglichkeit geschaffen werden, im Gespräch zu bleiben und eine tragfähige Kirchengemeinschaft zu leben.

Medaille als Anerkennung

Erstmalig fand die Ratstagung unter methodistischer Gastgeberschaft statt. Im Rahmen eines Empfangs unter Beteiligung kirchlicher Repräsentanten aus der lokalen und regionalen Umgebung überreichte Mario Fischer, Generalsekretär der GEKE, dem gastgebenden Bischof Harald Rückert von der Evangelisch-methodistischen Kirche eine Erinnerungs-Medaille. Diese wurde anlässlich des 50-jährigen GEKE-Jubiläums geprägt und Rückert »in Anerkennung des bedeutsamen Ereignisses und der erwiesenen Gastfreundschaft« ausgehändigt.

Vollversammlung tagt in historischer Landschaft Siebenbürgen

Die Vollversammlung tagt vom 26. August bis zum 2. September in Sibiu, dem früheren Hermannstadt, in der geografischen Mitte Rumäniens. Die Stadt liegt in der historischen Landschaft Siebenbürgen und ist eines der Zentren der Siebenbürger Sachsen. Zur Vollversammlung werden rund zweihundert Delegierte und Gäste erwartet. Von evangelisch-methodistischer Seite sind bis zum jetzigen Zeitpunkt die Bischöfe Harald Rückert, Zentralkonferenz Deutschland, Stefan Zürcher, Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa, und Christian Alsted, Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien, angemeldet sowie als Ratsmitglied Annette Gruschwitz, Pastorin der EmK im hessischen Marburg.

 

Weiterführende Links

Europawahl-Dokument der GEKE (PDF, Deutsch)

»Es war eine phänomenale Zeit«

So., 03/17/2024 - 06:18

»Die ghanaisch-deutsche Begegnung war wirklich außergewöhnlich«, war das Resümee von Paul Kwabena Boafo zu der achttägigen Reise einer ghanaischen Delegation nach Deutschland. Der Bischof der Methodistischen Kirche Ghana und drei seiner leitenden Mitarbeiter hatten die Reise Ende Februar angetreten. Es war der Gegenbesuch zur ein Jahr zurückliegenden Ghanareise Harald Rückerts, des für Deutschland zuständigen Bischofs der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Besuch und Gegenbesuch dienten der Weiterentwicklung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit beider Kirchen.

Fortschreibung einer erfolgreichen Partnerschaft

»Vor dreißig Jahren feierten ghanaische Migranten in Hamburg erste Gottesdienste«, erzählt Irene Kraft, die für den Distrikt Hamburg zuständige Superintendentin. Daraus, so Kraft weiter, sei die ganze Arbeit unter ghanaischen Methodisten in Deutschland erwachsen. Deshalb habe Hamburg für die ghanaischen Gemeinden in Deutschland bis heute noch immer eine besondere Bedeutung. Bereits zwei Jahre nach den ersten Anfängen vereinbarten die beiden Kirchen im Jahr 1995, dass die Arbeit der ghanaischen Methodisten in Deutschland »unter dem Dach der EmK stattfindet«.

Das sei gar nicht so selbstverständlich wie es klingt, erläutert die ursprünglich aus der Schweiz kommende Superintendentin. Die Methodistische Kirche Ghana sei nämlich aus dem britischen Methodismus hervorgegangen und hätten ganz andere Strukturen und Ordnungen als die weltweit strukturierte EmK. Umso bedeutsamer war es damals, als diese zwei methodistischen Kirchen eine enge Zusammenarbeit vereinbarten. Damit wurden die ghanaischen Methodisten mit ihren Gemeinden in Deutschland der Evangelisch-methodistischen Kirche angegliedert und in die kirchlichen Strukturen integriert.

Die jetzt knapp dreißig Jahre bestehende und bewährte Vereinbarung wird im Nachgang zu den gegenseitigen Besuchen den aktuellen Erfordernissen angepasst und fortgeschrieben werden. Dazu gehören Absprachen zu verbesserten Verfahren bei Dienstzuweisungen ghanaischer Pastoren in Deutschland und zu gemeinsamen inhaltlichen Perspektiven der Arbeit der ghanaischen Gemeinden. Als bedeutsamstes Ereignis der ghanaisch-deutschen Begegnung war eine von den Beteiligten als »Mini-Konferenz« bezeichnete Sitzung angesehen. Dazu kamen die Leitungsgremien der drei Hamburger ghanaischen Gemeinden mit Leitungspersonen der ghanaischen Gemeinden aus ganz Deutschland zusammen.

Wie sich langjährige Zusammenarbeit verändert

Besprochen wurden Fragen, wie sich die Arbeit mit und unter ghanaischen Migranten nach Jahren des Lebens in der neuen Heimat weiterentwickelt. Dazu gehört der Umgang mit den jungen Leuten der »zweiten und dritten Generation«, die zwischen zwei Welten groß werden. Darüber hinaus ging es um die Zusammenarbeit mit den deutschen Gemeinden und das Verständnis für die Finanzierung der kirchlichen Arbeit in Deutschland.

In den Beratungen wurde außerdem ein Durchbruch erzielt für den seit Jahren diskutierten gemeinsamen Erwerb eines Gebäudes für die ghanaische Gemeindearbeit in Hamburg. Unter der Leitung des ghanaischen Bischofs Boafo fiel der Beschluss einstimmig, sodass Ebenezer Mensah, ghanaischer Pastor für die drei Gemeinden des Ghanaischen Bezirks Hamburg, darüber sagte: »Das war der Höhepunkt für mich, der Höhepunkt dieses Besuchs!« Die ghanaischen Methodisten in Hamburg wüssten jetzt, dass sie ein gemeinsames Ziel haben und sie dafür auch die Unterstützung der Leitungsebenen der beiden Kirchen in Deutschland und Ghana hätten. Die ghanaischen Methodisten in Deutschland hätten aber auch »klar verstanden«, dass sie selbst Finanzen für die kirchliche Arbeit und ihre kirchlichen Gebäude aufbringen müssten, um die »damit verbundenen Lasten zu tragen«.

Ermutigung und Motivation für die ghanaischen Methodisten in Deutschland

Bischof Rückert war über die Entscheidung der drei ghanaischen Gemeinden sehr dankbar. »Es war sehr besonders, die Einmütigkeit zu erleben, mit der die Verantwortlichen in Anwesenheit ihrer beiden zuständigen Bischöfe diesen Beschluss gefasst haben.« beschrieb Rückert diese Erfahrung. Er habe den Eindruck, dass davon viel Ermutigung und Motivation für die ghanaischen Gemeinden, auch über Hamburg hinaus, ausgingen.

»Mit diesem Ergebnis der Zusammenarbeit unserer Hamburger Gemeinden haben wir einen Anfang gemacht«, ergänzte Boafo die Einschätzung Rückerts. Damit könne die Zusammenarbeit der ghanaischen Gemeinden in Deutschland auf einer breiteren Basis weiterentwickelt werden. Mithilfe der inzwischen selbstverständlichen digitalen Möglichkeiten könnten auch über größere Entfernungen hinweg die Gemeinden untereinander Kontakte pflegen. So könnten die Pastoren, die Leitungspersonen in den Gemeinden und die Mitarbeiter die unterschiedlichen Situationen und Herausforderungen der Gemeinden besprechen und sich gegenseitig beraten und begleiten.

»Es ist wirklich gut«, resümiert Rückert das Ergebnis dieser besonderen Delegationsreise. »Das ohnehin schon gute Verhältnis beider Kirchen ist in den vertrauensvollen persönlichen Begegnungen weiter vertieft worden.« Boafo und seine Begleiter bedankten sich ausdrücklich »für die schon Jahre währende Unterstützung und die außergewöhnliche Partnerschaft«. Dass so viele Personen der deutschen Partnerkirche viel Zeit für die Begegnung investierten, hätten sie als großes Vorrecht empfunden. »Es war eine phänomenale Zeit«, fasste Boafo diese Tage in Deutschland zusammen.

 

Weiterführende Links

Die internationalen Gemeinden in Deutschland der Evangelisch-methodistischen Kirche: www.atlas.emk.de/international-churches

Gemeinsam für Menschenwürde, Freiheit und Demokratie

Di., 03/12/2024 - 06:11

»Es ist gut, dass in den letzten Wochen eine neue Leidenschaft für die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Landes erwacht ist. Freiheit und Demokratie sind kostbare Güter!« So fängt Bischof Harald Rückerts »Wort zur aktuellen Situation« an. Unter dem Titel »Aufmerksam – mutig – klar! Unser Auftrag in schwierigen Zeiten« äußert sich der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) zu den gesellschaftlichen Herausforderungen hinsichtlich Antisemitismus und völkischem Nationalismus sowie zunehmender Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Gewalt.

Wachsam sein gegenüber menschenverachtendem Reden und Handeln

Rückert freut sich darüber, wie viele Menschen, gesellschaftliche Gruppierungen und Kirchen sich zurzeit öffentlich äußern und sich aktiv für Menschenwürde und Menschenrechte einsetzen. »Aus erkennbaren Gründen« sei »der gesellschaftliche Fokus« aktuell auf den Rechtsextremismus ausgerichtet. Jedoch gelte es auch, so Rückert weiter, »wachsam zu sein gegenüber anderen Entwicklungen, die ebenfalls dem Evangelium widersprechen«. Der Bischof betont: »Das Nein der biblischen Botschaft zu menschenverachtendem Reden und Handeln gilt jeder Ausprägung inakzeptablen Verhaltens – von ›rechts‹, von ›links‹, aus religiösen Motiven oder woher es sonst gespeist sein mag.«

Im Blick auf einige Themenfelder beschreibt der Bischof gesellschaftliche Entwicklungen. Diese beförderten einen »verführerischen Populismus, scheinbar einfache Lösungsangebote, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und die Pflege von Feindbildern«. Die Errungenschaften der Demokratie würden zunehmend ausgehöhlt. Persönliche Interessen oder Gruppenüberzeugungen stünden häufig so sehr im Mittelpunkt, dass die Bereitschaft zum Miteinander auf der Strecke bleibe. Radikalisiertes Denken und Reden sowie extreme Haltungen seien zunehmend »sagbar« geworden, gewönnen an Einfluss und würden über die sozialen Medien verstärkt. Rückerts Schlussfolgerung: »Misstrauen und Hetze drohen unsere Gesellschaft auseinanderzutreiben.«

Mutig und klar – in der Menge und in der persönlichen Begegnung

Mit seinem Bischofswort wendet sich Rückert gezielt an die Menschen in den evangelisch-methodistischen Kirchengemeinden seines deutschen Bischofsgebiets. Er lobt die Beteiligung »an den vielerorts stattfindenden Demonstrationen gegen menschenverachtenden Rechtsextremismus«. Neben der Weiterführung solchen Engagements, weist Rückert darauf hin, dass es auch einen »klaren Blick« brauche, »der auch inakzeptables Reden und Tun aus anderen Richtungen wahrnimmt und brandmarkt«.

In diesem Zusammenhang betont er die nicht hinnehmbare Verharmlosung des Terrors der Hamas, die Leugnung des Existenzrechts Israels oder die teilweise unverhohlene Aufforderung zur Auslöschung des Staates Israel. Es sei gut, »auf den Marktplätzen mit vielen anderen zusammen gegen extremistisches Reden, Denken und Handeln einzutreten«, erklärt Rückert. Ungleich schwerer sei es, »gerade in den Einzelbegegnungen des Alltags mutig und klar zu sein«. Genau dazu fordert Rückert die Menschen in der Evangelisch-methodistischen Kirche auf, »um die in der großen Menge demonstrierte Einheit und Botschaft im Alltag zu leben«.

Dazu gehöre auch die kritische und klar abgrenzende Auseinandersetzung mit der AfD, weil inzwischen »Teile der Partei und einzelne Personen in herausgehobener, einflussreicher Stellung vom Verfassungsschutz als eindeutig rechtsextrem eingestuft« seien. Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen erwägen würden, die AfD zu wählen, müssten ernsthaft bedenken, was sie damit tatsächlich unterstützten.

Der biblische Auftrag: versöhnen, heilen, verbinden

Schlussendlich fordert der Bischof die Menschen seines Bischofsgebiets dazu auf, »in unseren Gemeinden, am Arbeitsplatz und in der Nachbarschaft das Gespräch über die derzeitigen großen Herausforderungen zu wagen«. Es sei nötig, »auf der Grundlage der klaren Ablehnung von völkischem Nationalismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt einander zuzuhören und aufeinander einzugehen« und »ungeachtet unterschiedlicher politischer Überzeugungen, gemeinsam für Menschenwürde, Freiheit und Demokratie einzutreten«.

Rückert verweist darauf, dass es hierbei nicht nur um gesellschaftspolitisches Engagement gehe. Menschen, die sich von den Aussagen der Bibel leiten ließen, wüssten um ihren Auftrag, »zu versöhnen und nicht zu spalten, zu heilen und nicht zu zerstören, zu verbinden und nicht zu trennen«. Dazu fordert Rückert mit seinem Bischofswort die Menschen seiner Kirche nachdrücklich auf.

 

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