Philippinen: „Was ist denn fair?“ – Weltgebetstag 2017
Zusammen mit vielen anderen Menschen auf der ganzen Welt feierten ungefähr 60 Frauen und einige Männer am 3. März 2017 in unserer Kirche den Weltgebetstag. In diesem Jahr standen die Philippinen im Blickpunkt. Vor dem Hintergrund konkreter Unrechtserfahrungen hatten die Frauen des philippinischen Weltgebetstagkomitees das Thema „Gerechtigkeit“ in den Mittelpunkt ihrer Gottesdienstordnung gestellt.
Zu Beginn der Liturgiefeier kamen in einem Interview drei philippinische Frauen zu Wort, die von ihrem harten Lebensalltag als Hausangestellte, als Tagelöhnerin auf einer Zuckerrohrplantage und als Opfer eines Taifuns berichteten. Ihre Kraftquelle sei die Solidarität ihrer Mitschwestern und der internationalen Organisationen, die sie in ihrem Kampf für ein menschenwürdiges Leben unterstützen. Jede Frau wurde mit dem Lied „Komm in den Kreis und erzähl, was dich bewegt“ eingeladen, von ihren alltäglichen Herausforderungen zu berichten.
Die Lesung aus dem Matthäusevangelium (Mt. 20, 1-16) provozierte die Zuhörerinnen und Zuhörer mit einer ungewohnten Vorstellung von Gerechtigkeit. Der Weinbergbesitzer gibt allen Arbeitern am Ende des Tages ein Silberstück als Lohn, unabhängig davon, wie lange sie in seinem Weinberg gearbeitet haben. Mit seiner Großzügigkeit durchbricht er die Gesetze des Marktes. Es kommt ihm nicht auf die individuelle Leistung an, sondern alle sollen empfangen, was sie zum Leben brauchen. Die Frauen des ökumenischen Vorbereitungsteams hatten ein Anspiel vorbereitet, das deutlich werden ließ, wie sehr uns die Gesetze des Marktes prägen und wie schwer wir uns mit der Großzügigkeit des Weinbergbesitzers tun.
Auf den Philippinen ist ein Tag ohne Reis unvorstellbar. Doch er ist mehr als ein Mittel, um Hunger zu stillen. Das Wort für Reis bedeutet Leben. Reis verbindet die Menschen. Er ist Seelennahrung. In einem Reisritual haben uns die philippinischen Frauen etwas von der Bedeutung, die Reis für ihr Leben hat, nahe gebracht. Alle Besucher und Besucherinnen konnten ein Tütchen, das sie am Eingang erhalten hatten, mit Reis füllen und hatten auf diese Weise teil am Wunder des Wachsens und Gedeihens, an der Ernte und auch an der Sehnsucht der philippinischen Frauen, Hoffnung und Gerechtigkeit in diese unfaire Welt zu bringen. Wenn wir diese Reiskörner unter den Reis mischen, den wir in nächster Zeit kochen, können alle, die mitessen, etwas von der weltweiten Verbundenheit durch den Weltgebetstag spüren.
Wie in jedem Jahr schloss die Gottesdienstordnung mit dem Lied „Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder“. Dies ist eine mir lieb gewordene Tradition, die ich nicht missen möchte.
Die Lieder wurden von Sängerinnen und Sängern des Chores Ephata unter der Leitung von Benedikt Baum sowie Michael Braaz am Klavier unterstützt. Ein herzliches Dankeschön dafür.
Mit unserer Kollekte von EUR 638,00 werden weltweit Projekte des Weltgebetstages gefördert, die Frauen und Mädchen stärken. Sie ist ein Zeichen gelebter Solidarität.
Vor der Liturgiefeier konnten die Gottesdienstbesucherinnen und –besucher das Inselreich der Philippinen in Wort und Bild kennenlernen. Nach dem Gottesdienst gab es noch einige Kostproben aus der philippinischen Küche, z. B. eine Linsensuppe, Empanadas, Reissalat im Glas, Reiskuchen und einen leckeren Obstsalat. Dieses Angebot haben viele gerne angenommen und sind dabei miteinander ins Gespräch gekommen.
Auf Wiedersehen 2018 in Surinam!
C.P.