Bericht vom Regionalen Frauentag (1.11.2014)

Bericht vom Regionalen Frauentag (1.11.2014)

Circa 70 Frauen aus 8 Gemeinden sind beim Regionalen Frauentag in Friedrichsdorf zu einem interessanten Thema zusammengekommen: „Zickenalarm oder Powerfrau – Frauenrivalität in der Bibel“. Zu Beginn der Veranstaltung forderte die Referentin, Pastorin Silke Bruckart aus Mainz, uns auf, in einem Schreibgespräch unsere ersten Assoziationen zum Begriff „Frauenrivalität“ aufzuschreiben.

Für ihr Referat hatte sie als Beispiel aus der Bibel die Geschichte von Sarah und Hagar ausgewählt. Diese beiden Frauen rivalisierten um die Gunst Abrahams. Sarah bekam keine Kinder und griff zu dem damals legitimen Mittel einer zweiten Frau, die für sie einen Sohn gebären sollte. Doch so einfach war es dann doch nicht, und die Rivalität zwischen den beiden Frauen war vorprogrammiert. Sie machten sich gegenseitig das Leben schwer. Abraham dagegen ging in dieser Situation den Weg des geringsten Widerstandes, indem er zu Sarah sagte: „Sie ist deine Magd, sie ist in deiner Hand. Tu mit ihr, was du willst.“

Als es Hagar nicht mehr aushielt, lief sie weg in die Wüste – schwanger und allein. In dieser ausweglosen Situation begegnete ihr ein Engel Gottes. Hagar war die erste Frau in der Bibel, die eine solche Begegnung hatte. Wir taten uns schwer damit, dass der Engel Hagar zurück in die Unterdrückung schickte. Aber gleichzeitig bekam sie eine große Verheißung mit auf den Weg: Ihre Nachkommen sollen ein großes Volk werden.

Gegen alle menschliche Erfahrung wurde Sarah doch noch schwanger und bekam ebenfalls einen Sohn, Isaak. Dadurch wurde die Rivalität zwischen den beiden Frauen noch größer. Jetzt ging es aus Sarahs Sicht auch noch um das Erbe. Um diesen Konflikt zu beenden, bedrängte sie Abraham, Hagar und ihren Sohn Ismael zu verstoßen. So gab Abraham Hagar eine Tagesration Brot und Wasser mit und schickte sie mit ihrem Sohn in die Wüste.

In dieser Geschichte geht es letztendlich um die Machtfrage. Wer hat hier die Macht: Sarah? Abraham? Oder vielleicht auch Hagar? Hätten die beiden Frauen nicht versuchen können, miteinander auszukommen? Unsere Erfahrung sagt uns aber, dass das meistens nicht möglich ist. In der biblischen Geschichte ist es Gott, der Abraham auffordert, dem Drängen Sarahs nachzugeben und Hagar wegzuschicken. Kann das sein? Ist Gott doch auf der Seite der Starken und nicht solidarisch mit den Armen und Schwachen?

In unserem Gruppengespräch stellten wir fest, dass diese Frage erst im Rückblick beantwortet werden kann - wie so oft auch in unserem Leben. Als Hagar völlig verzweifelt war und mit dem Leben abgeschlossen hatte, hörte sie noch einmal die Stimme des Engels. Gott öffnete ihr die Augen, und sie erblickte einen Brunnen. Das war ihre Rettung und für sie und Ismael der Beginn eines neuen Lebens, eines Lebens in Freiheit und ohne Bedrängnis.

Zum Abschluss des Referats und der Gruppengespräche sangen wir das Lied „Im Lande der Knechtschaft, da lebten wir lang“. Das ließ sich leicht auf Hagar übertragen. Auch sie hat die Knechtschaft verlassen und wie das Volk Israel beim Exodus erfahren:

Entwachsen den Ketten,
entstiegen dem Grab,
das Leben besiegte den Tod.
Ihr Weg ist noch weit,
doch sie hat die Kraft,
denn in ihrem Herzen ist Gott.

Beim anschließenden Kaffeetrinken hatten wir eine frohe Gemeinschaft, die sicher allen Frauen gutgetan hat. Der Tag endete mit einer liturgischen Feier. Texte und Taizé-Lieder, Sendung und Segen ließen uns gestärkt auseinandergehen.

Rose Unrath, Christine Piston

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